Wenn Frau C. und ich uns bisher über isländische Künstler unterhielten, dann ging es zumeist entweder um Svavar Knútur („der eine Isländer“) oder um Ólafur Arnalds („der andere Isländer“). Nicht, dass es da nicht noch weitere Isländer gäbe, über die es sich zu sprechen lohnt. Da sei z. B. Jóhann Jóhannson erwähnt, den wir auf Frau C.s Betreiben hin zusammen in der Elbphilharmonie sahen, ziemlich genau ein Jahr bevor er im Februar 2018 mit nur 48 Jahren verstarb.
Dann sind da aber noch „die ganz anderen Isländer“, nämlich die Mitglieder der Band Árstíðir, deren Geschicke Frau C. schon seit geraumer Zeit mit beachtlicher Leidenschaft verfolgt. Grund genug für mich, die Jungs selbst einmal in Augenschein zu nehmen. „The Rope Shack Concerts“, der noch recht jungfräuliche Veranstaltungsort auf St. Pauli, entpuppte sich dabei als sehr intime Angelegenheit ungefähr in Wohnzimmergröße. Ich bin schlecht im Schätzen sowohl von Raumgrößen als auch von Menschenmengen, aber ich vermute, das Fassungsvermögen entspricht ungefähr einem Drittel des Hinterzimmers der Pony Bar (Flur und Vorraum nicht mitgerechnet). Das beengte Platzangebot nötigte die Band praktisch dazu, ein nahezu lupenreines Akustikkonzert zu geben. „Nahezu“ deshalb, weil das Piano ein elektrisches war – ein „echtes“ hätte auf der winzigen Bühne keinen Platz mehr gehabt. Wie dem auch sei, besser hätte mein Einstand nicht sein können, denn die Jungs können nicht nur dies hier
sondern auch so etwas
und hatten dort reichlich Gelegenheit, ihre musikalischen Qualitäten unter Beweis zu stellen. Denn wer für Dynamik keine Regler braucht, hat auch auf kurze Distanz keine Probleme damit, ein Publikum zu überzeugen.
Zum Anfixen war dieser Auftritt jedenfalls allerbestens geeignet. Dumm nur, dass sich ein solches Erlebnis aus der Konserve nur sehr schwer rekonstruieren lässt. Das ist das Hauptproblem bei den musikalischen Empfehlungen der Frau C.: Sie füllen den Konzertkalender. Je nun. Es gibt Schlimmeres.