The Show must go online (3)

Elbphilharmonie-Intendant Christoph Lieben-Seutter glaubt nicht, dass es am 1. Mai wieder losgeht. Ich inzwischen auch nicht mehr, weshalb diese Reihe vermutlich noch ein paar Teile mehr bekommen wird als ursprünglich angedacht.

Auch die Museen packen derzeit ihre digitalen Angebote auf den Tisch. Fündig wird man beispielsweise auf den diversen Social Media-Kanälen, Hashtags #closedbutopen und #MuseumFromHome. Dabei sind Inhalte und Formate ebenso bunt wie die Häuser selbst.

Das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg bietet gleich einen ganzen Strauss unterschiedlicher Aufbereitungen: Neben der MKG Sammlung online und diversen Ausstellungs-Websites gibt es interaktive Touren, Tutorials, einen Podcast, die Videoserie #culturedoesntstop sowie ein (grimme-)preisgekröntes Web-Journal zum Jugendstil zu entdecken.

Eine komplette Ausstellung hat das Barmbeker Museum der Arbeit online gestellt: „Out of Office“. „Was für eine Ironie“, so der Beginn von Falks Artikel darüber in der taz. Davon abgesehen habe ich die Ausstellung seinerzeit vor Ort gesehen und kann daher bestätigen: So schlecht ist das nicht geworden.

Apropos Kritik an digitalen Museumsinhalten, die wird dieser Tage mannigfaltig ausgeteilt, unter anderem von Stefan Trinks in der FAZ und Jörg Heiser auf Deutschlandfunk Kultur. Insbesondere letzteres scheint mir ein wenig sehr vom hohen Ross aus. Natürlich kann das virtuelle Museum einen realen Besuch nicht ersetzen. Wer hat das behauptet?

Wobei ich zwei Beispiele kenne, die sehr nah herankommen. Zum einen das British Museum, welches man per Google Street View besuchen kann. Nach eigener Angabe handelt es sich um den weltgrößten durch den Dienst erschlossenen Innenbereich. Glaube ich sofort. Einen anderen Weg wählt das Amsterdamer Rijksmuseum mit „Masterpieces up close“. Die allermeisten Besucher wird es hier wohl zur Rembrandt’schen „Nachtwache“ ziehen, schon wegen des auch online zu verfolgenden Restaurierungsprojekts.

Ich bin gleich bei „De bedreigde zwaan“ hängengeblieben.

Im Musiksektor sind mittlerweile verschiedene Plattformen entstanden, auf denen kostenfrei zugängliche (Live-)Streams mit Spendenaktionen gekoppelt werden. So kann man bei TV Noir zwischen den Formaten „Aus meinem Wohnzimmer“ (Livestreams) und „aus meinem Palast“ (Aufzeichnungen) wählen und dafür „Tickets“ zum Preis von 1,00 bis 50,00 Euro erwerben. Die Einnahmen gehen zu 100% an die Künstler.

Ein ähnliches Konzept liegt den Quaratunes zugrunde: Hier haben sich die Partner Karsten Jahnke Konzertdirektion, PM Blue Veranstaltungstechnik und RockCity Hamburg e. V. zusammengeschlossen, um Hamburger Künstler, Veranstalter und Zuliefernde zu unterstützen. Zur Auswahl stehen virtuelle Spendenprämien wie „Bier“ (3,50 Euro), „Longdrink“ (7,00 Euro) und „Prost!“ (25,00 Euro) bis hin zur „Zugabe“ (50,00 Euro).

Zum Schluss seien noch die Quarantäne-Konzerte (Livestreams auf Facebook) für und bei NDR Kultur Neo erwähnt, bisher unter anderem mit Pascal Schumacher, Manu Delago, Lambert, Christian Löffler und Martyn Heyne. Überhaupt, der NDR: „Kultur trotz Corona“ lautet das Motto sowohl der NDR Bühne als auch des gestrigen Aktionstages. Literatur, Kunst, Musik, Tanz, Theater – bei dieser Palette sollte wirklich für jeden etwas dabei sein.

Die Kunstpause…

… im Susammelsurium ist vorbei! Die Hitzewelle wohl erst einmal auch und dass das beides zusammenfällt, ist mit Sicherheit kein Zufall.

Gestern wurde das Internationale Sommerfestival auf Kampnagel eröffnet, ich war dabei und habe mich insgesamt viermal eingebucht. Der Bericht kommt wie immer ganz zum Schluss. Zwischendrin stehen auch noch je einmal „Elbphilharmonie Sommer“ und Schleswig-Holstein Musik Festival auf dem Programm.

Wobei, ganz auf Kulturnull war ich ja doch nicht. Während der letzten Wochen habe ich es immerhin in eines meiner Lieblingsmuseen geschafft, durchaus in der stillen Hoffnung, dort ein erträglicheres Klima vorzufinden.

Mobile Welten: "Give the drummer some!"
Mobile Welten: „Give the drummer some!“
Art Déco - Grafikdesign aus Paris: A. M. Cassandre
Art Déco – Grafikdesign aus Paris: A. M. Cassandre
Toaster Times: Die Anfänge
Toaster Times: Die Anfänge
Toaster Times: Toastmaster
Toaster Times: Toastmaster
Toaster Times: Bunt
Toaster Times: Bunt

Bis einschließlich 1. OG hat das einigermaßen geklappt, aber auf Höhe der Spiegelkantine war’s doch wieder gut mollig.

Spiegel-Kantine
Spiegel-Kantine

Und dann wurde mir noch etwas Musik ins Postfach gespült: Tom Gatza heißt der junge Mann und es ist – natürlich! – irgendwas mit Klavier. Musikalisch schwer einzuordnen: „Tilbuin“ erinnert mich beispielsweise tendenziell an GoGo Penguin, nur mit weniger Druck und weniger Jazz, die Klaviersolostücke wieder an ganz andere Zeitgenossen. Alles weder sonderlich spektakulär noch innovativ, aber ich habe die EP „Melo“ (erscheint am 5. 10. 2018) nun schon seit ein paar Tagen auf den Ohren, mag sie und würde die Stücke bei Gelegenheit gern auf Livetauglichkeit überprüfen.

Am 1. 10. 2018 im Häkken klappt das nur leider noch nicht. Da bin ich nämlich bei Pierre-Laurent Aimard in der Elbphilharmonie.

Lange Nacht der Museen Hamburg

Dass die Kunst bei der Langen Nacht der Museen darin besteht, sich auf Schwerpunkte zu beschränken und die Transitstrecken kurzzuhalten, dürfte sich inzwischen herumgesprochen haben. Aber dann ist da dieses prall gefüllte Programmheftchen: Begeistert blättert man hin und zurück, hinterlässt Eselsohren, jongliert mit Terminen und Orten und die Liste, die schlussendlich daraus entsteht, ist beinahe zwangsläufig zu ambitioniert für sechs Stunden.

Ich hatte mir einen zumindest geographisch gut durchdachten Fahrplan zurechtgelegt: Mit dem Altonaer Museum als Startpunkt sollte das Feld gewissermaßen von Westen aus aufgerollt werden. Nach dem Museum für Hamburgische Geschichte, dem Museum für Kunst und Gewerbe und eventuell zuvor noch den Deichtorhallen wollte ich zum Abschluss beim Museum der Arbeit vorbeischauen und von da aus zu Fuß nach Hause gehen. Wobei es angesichts der angebotenen Vielfalt vielleicht keine schlechte Idee gewesen wäre, das Museum der Arbeit und die Sonderausstellung „Entscheiden“ schon im Vorfeld besucht zu haben.

18:00 Uhr

Das Altonaer Museum überrascht zunächst mit einer Sektbar im Foyer. Sinnvoll wäre auch eine Aktionsbeschilderung gewesen, die leider fehlt. So ist man als Besucher, der sich im Hause nicht gut auskennt darauf angewiesen, bei Mitarbeitern nachzufragen. Die sind dafür allesamt hoch motiviert im Einsatz; das ist insbesondere bei den Führungen zu spüren. Auf meiner Liste steht ein „Lieblingsstück“ der Glas- und Keramikrestauratorin und „Shortcuts: Highlights des Altonaer Museums“. Zwischendrin schaue ich bei „Sound of Sails“ vorbei, so der Name des „COD1NG DA V1NC1“-Gewinnerprojekts 2016 in der Kategorie „Technical Achievement“. Dummerweise schwächeln Technik und WLAN und so sehe ich zwar „Images of Sails“, höre aber keine Sounds dazu – shit happens. Klang gibt es dagegen reichlich bei „Best of Stage School“ im Galionsfigurensaal. Ein phantastischer Veranstaltungsort! Wobei ich dabei etwas ins Grübeln komme: Besteht tatsächlich ein Zusammenhang zwischen der Stage School und dem Museumszweck bzw. -bestand oder geht es einzig um den Unterhaltungswert?

20:30 Uhr

Eine Frage, die sich im Museum für Hamburgische Geschichte nicht stellt. Zu vielfältig sind Objekte und Themen der Sonder- und Dauerausstellungen. Entsprechend das Programm, das bis zum Ende der Museumsnacht durchläuft: Neben diversen Führungen in Deutsch, Englisch und Spanisch stehen musikalische Darbietungen auf der Agenda, darunter ein Vortrag zum nicht nur tonsetzerischen Duell zwischen Georg Friedrich Händel und Johann Mattheson, des weiteren Lesungen, ein Lindy Hop-Crashkurs und vieles mehr, dazu die erweiterte Verpflegung vor der Tür. Abzug in der B-Note: In allen anderen Museen der Stadt gilt meine Tasche als klein, nur hier muss ich sie abgeben und sodann mit Portemonnaie, Schlüssel, Handy und der zur Birkenblüte unvermeidlichen Taschentuchpackung auf alle Hosentaschen verteilt durchs Haus wandern. Lästig und überdenkenswert.

Dennoch, es passiert das Vorhersagbare: Ich bleibe hängen. Nach Händel und Mattheson am Cembalo schließe ich mich der eigentlich halbstündigen „Stars und Sternchen“-Führung an, die aufgrund paralleler Programmpunkte etwas vom Thema abkommt und dadurch im besten Sinne eskaliert: Nach satten zwanzig Minuten Verlängerung landen wir schließlich am Schulterblatt und beim Walfang. Auf dem Weg nach draußen stolpere ich noch zufällig über eine Türsteher-Lesung, die außerordentlich gut besucht ist und sich zu zwei Dritteln als sehr unterhaltsam entpuppt.

23:35 Uhr

Ich schaue auf die Uhr, seufze tief und kappe kurz entschlossen alle weiteren Pläne, um noch eine Runde durch die Dauerausstellung im 1. Stock zu drehen. Gegen halb eins mache ich mich auf den Weg nach Barmbek.

0:38 Uhr

Ich verpasse um Haaresbreite die U-Bahn. Mir bleiben mir für das Museum der Arbeit somit nur noch zwanzig Minuten. „Zu sportlich“, denke ich und entscheide mich für den direkten Nachhauseweg. Vorläufige Bilanz: Zwei vor vier bzw. fünf!

Am nächsten Tag, gegen 14:00 Uhr

Das Wetter ist museumstauglich und das Lange Nacht-Ticket auch am Folgetag gültig, also schaue ich nach meinem (Vor-)Mittagsprogramm „für ein Stündchen“ noch im Museum für Kunst und Gewerbe vorbei. Ich habe großes Glück bei der „Game Masters“-Ausstellung: Es ist der letzte Tag und ich erwische gerade eben noch das Zeitfenster vor der Megaschlange. In den Räumen ist es drückend warm und ziemlich wuselig. Ich nutze meinen kleinen Informationsvorsprung durch die bereits vor ein paar Wochen absolvierte Kuratorenführung und beschränke ich mich auf einige Highlights. In der Indie-Ecke bleibe an der Präsentation von Thatgamecompany hängen. „Flow“, „Flower“ und insbesondere „Journey“ faszinieren mich schon graphisch. Leider bin ich damit nicht allein und so komme ich nicht dazu, es anzuspielen.

Wo ich schon da bin, kann mir auch gleich noch „Willy Fleckhaus: Design – Revolte – Regenbogen“ anschauen. Für „Twen“ und Konsorten bin ich zwar zu jung, aber als ich die von Fleckhaus gestalteten Bücher und Buchreihen sehe, weiß ich den Mann und sein Werk sofort einzuordnen. Es spiegelt zwar nicht unbedingt meinen (Design-)Geschmack wider, verlangt mir aber Respekt ab, allein der Fülle und der stilbildenden Wirkung wegen.

Von Willy Fleckhaus ist es nur ein kurzer Schritt zu „Magazin machen“, einer kleinen, aber feinen Ausstellung über das ZEITmagazin. Beim Durchgang fällt mir erstmalig (!) auf, dass die ZEIT und das ZEITmagazin den Bremer Schlüssel im Logo tragen und nicht das Hamburger Stadtwappen. Dem muss ich gleich nachgehen und finde dazu diesen sehr aufschlussreichen Text aus dem Jahr 1946.

17:00 Uhr

„Nur mal eben“ in mein Lieblingsmuseum – das funktioniert einfach nicht. Aus dem „Stündchen“ sind locker drei geworden. Und obwohl ich glaube, das Haus inzwischen ganz gut zu kennen, erwartet mich nahe dem Ausgang noch eine kleine Premiere: Die Tür zum Spiegelsaal (nicht zu verwechseln mit der Spiegel-Kantine) steht offen und ich kann erstmals einen Blick hineinwerfen.

Unterm Strich

Eine Nacht und ein Tag sind einfach zu kurz! Es reichte für eine ganze Museumswoche. Für nächstes Jahr habe ich mir fest vorgenommen, eines der kleineren und abseitigeren Häuser anzusteuern. Zum Beispiel das Deutsche Zusatzstoffmuseum.

Museumsranking und #Ausgegraben

Mein aktuelles Museumsranking sieht ungefähr so aus:

  1. Welt: Museum of Anthropology, Vancouver/Kanada,
  2. Deutschland: Deutsches Schifffahrtsmuseum, Bremerhaven (zum Förderverein bitte hier entlang),
  3. Hamburg: Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg.
Museum of Anthropology: The Raven and the first men von Bill Reid
Museum of Anthropology: The Raven and the First Men von Bill Reid

Das MKG tausche ich jederzeit gegen drei bis vier Hamburger Kunsthallen – ich mag’s bei der Kunst halt gerne angewandt. Und überhaupt, die Musikinstrumentensammlung! Es ist das einzige Museum in Hamburg und Umgebung, das ich mindestens einmal im Jahr besuche. Im Moment lohnt sich das besonders wegen der Ausstellungen „Jugendstil. Die große Utopie“, „No name design“ und vor allem: „Christoph Niemann. Unterm Strich“. Letztere befindet sich im 2. Obergeschoss und für den unwahrscheinlichen Fall, dass man die Wegweiser nicht finden sollte, kann man sich akustisch am unkontrollierten Kichern der anwesenden Besucher orientieren. Ich gestehe, ich habe den ganzen Raum zusammen gelacht und empfehle Besitzern von mobilen Apfelgeräten die App „Streichelzoo“ sowie diesen und allen anderen das Buch „Abstract City“, in deutscher Sprache beim Knesebeck Verlag erschienen. Köstlich.

Was man aber auch sehr gut machen kann: ins Helms-Museum nach Harburg fahren. Da war ich gestern im Rahmen der Veranstaltung #Ausgegraben – Social Media Abend zur Sonderausstellung „Ausgegraben. Harburg archäologisch.“ Zum ersten Mal und angemessen beeindruckt, sowohl von Gebäude, Ausstellungspräsentation als auch von den anwesenden Mitarbeitern. Nun werde ich beizeiten das restliche Museumsangebot nachholen müssen – klassischer Fall von angefixt!

Ins Klo geschmissen: Kloakenfunde
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Irgendwas mit Schiff: Kalfaternägel und -Klammern
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