Internationales Sommerfestival 2017 auf Kampnagel

Ich bin seit 2014 großer Fan des Internationalen Sommerfestivals. Seinerzeit lockte mich Chilly Gonzales mit „The Shadow“ auf das Kampnagel-Gelände. Von der Festivalatmosphäre angefixt, hangelte ich mich im Anschluss von einem Highlight zum nächsten, darunter „Nufonia must fall“ von Kid Koala und mein allererstes Orchesterkaraoke mit den Jungen Symphonikern.

Da ist die Sommerstimmung, der jährlich neu formierte Avant-Garden und das große Foyer, in dem Künstler, Mitarbeiter und Besucher bunt durcheinander wuseln – bisweilen derart bunt, dass man sich trotz Verabredung verpassen kann -; alle Sorten Kunst kommen vor, mit vielen Sorten Mensch von überallher und die Kollegen von cohen + dobernigg offerieren die dazu passende Literatur. Mit einem Wort: Es ist großartig.

#Juan2017: Mit Sicherheit unsicher

In diesem Jahr hatte das Sommerfestival ein Gesicht: Unter dem Hashtag #Juan2017 und mit dem Slogan „Mit Sicherheit unsicher“ dominierte das Konterfei des Kampnagel-Spitzenkandidaten Juan Dominguez das Gelände und gefühlt auch die halbe Stadt. Ein schönes Lehrstück darüber, wie man mittels massiver Plakatierung in kürzester Zeit gesichtsbekannt werden kann.

Notausgang freihalten

Spiegelspiele

Der Festival Avant-Garden, gestaltet vom Studio für Experimentelles Design der HFBK Hamburg, glich einem Spiegelkabinett: Hinter den großen Wänden war unter anderem auch die Gastronomie versteckt, was einige Orientierungsprobleme mit sich brachte.

Orientierungshilfe

Glotz nicht

Nicht im Bild: Die splitternackten Skulpturendarsteller, die wetterbedingt zu zeitweisen Ausflügen in die Innenräume gezwungen waren. Die Aktion irritierte und amüsierte gleichermaßen. Den Ausruf „Huch, die sind ja echt!“ hörte ich mehr als einmal.

Meine Programmauswahl ist zwar auch nach vier Jahren immer noch sehr musiklastig, ich meide konsequent Performances mit (un-)freiwilliger Zuschauerbeteiligung und suche in erster Linie nach Unterhaltung und nicht nach Auseinandersetzung oder gar Provokation. Aber ganz allmählich verschiebt sich der Schwerpunkt von Musik Richtung Tanz und Theater. Es hilft dabei enorm, dass sich viele Festivalveranstaltungen nicht an gängige Genregrenzen halten.

Michael Clarke Company: To a Simple, Rock ’n‘ Roll… Song

Wer wie ich ein Ticket für die Deutschlandpremiere am ersten Festivaltag ergattert hatte, konnte als Nebeneffekt ein Gläschen Sekt zu den Eröffnungsredebeiträgen im Avant-Garden genießen. Gut zu wissen! Ich merke es mir fürs nächste Jahr.

Im Vorfeld war viel von einer Hommage an David Bowie die Rede. Tatsächlich wurde nur der letzte von insgesamt drei Akten mit der Musik Bowies untermalt. Die einzelnen Akte wurden durch eine kurze und eine lange Pause unterbrochen, obwohl das Stück mit einer knappen Stunde Nettolaufzeit nicht sonderlich lang war. Das war der Konzentration auf das Gesamtkunstwerk nicht förderlich. Mir ist es nicht gelungen, dem roten Faden zu folgen, der dem Projekt zweifelsohne zugrunde liegt. Dazu kamen verwirrende Informationen im Programmheft, bestes Beispiel: Dafür, dass der zweite Akt aus drei Teilen bestehen sollte, war er meines Erachtens viel zu kurz. Ist jetzt schon die große Pause oder kommt da noch was? Ich war mit diesem Fragezeichen nicht allein und die Begeisterung, die die Weltpremiere im Londoner Barbican Centre ausgelöst hatte, konnte ich nicht teilen. Mir war es zu glatt, zu streng und trotz der (kalkulierten?) Wackler im ersten Teil zu perfekt – um das böse Wort „langweilig“ zu vermeiden.

Socalled & Friends: The 2nd Season featuring Fred Wesley

Von Langeweile konnte bei „The 2nd Season“ dagegen nicht die Rede sein. Dafür sorgte allein schon das Bühnenbild: Auf zweieinhalb Ebenen waren Puppenspieler, Tänzer und Musiker untergebracht, wobei dem Posaunisten Fred Wesley als Darsteller und Star des Abends ein herausgehobenes Plätzchen gewissermaßen zwischen den Welten reserviert war. Die Story hatte keine sonderliche Tiefe, aber Umsetzung und musikalisches Level verdienten das Prädikat Weltklasse.

Unter den Musikern war unter anderem das Kaiser Quartett anzutreffen, bekannt durch die Auftritte mit Chilly Gonzales (siehe oben) und dieser Tage auch anderweitig viel beschäftigt. Zumindest in einem Punkt mussten sich die vier Streicher auf Kampnagel nicht umgewöhnen, saß doch mit Josh Dolgin aka Socalled ebenfalls ein Kanadier am Flügel und gab den Ton an.

Philippe Quesne: Die Nacht der Maulwürfe

Es hilft beim Genuss eines Theaterabends ungemein, wenn man von vorneherein weiß, dass das Stück keine Handlung hat. „The Night of the Moles“ ist simpel, derb und grotesk, aber darüber ließ sich gut hinwegsehen: Bühnenbild, Requisite, Beleuchtung, Projektionen und vor allem Kostüme sowie die schauspielerischen und musikalischen Darbietungen (das Theremin!) boten ausreichend Faszination.

Neben den Auftritten in der K6 machten die Maulwürfe im Rahmen einer Parade außerdem noch Teile der Hamburger Innenstadt und die Elbphilharmonie-Plaza unsicher.

Wolfgang Voigt presents GAS live

Apropos Elbphilharmonie. Als ich am zweiten Festivalsonntag einen nahezu verwaisten Avant-Garden vorfand, hatte ich kurzzeitig die terminliche Überschneidung mit dem MS Dockville in Verdacht. Dann erst fiel mir wieder ein, dass die Elbphilharmonie in diesem Jahr erstmals Spielstätte des Sommerfestivals war. Normalerweise hätten zu diesem Zeitpunkt endorphinbeglückte Besucher des Orchesterkaraokes das Kampnagel-Foyer geflutet. Stattdessen herrschte dort gähnende Leere, denn das Karaoke fand in der Elphi statt und von der Schwierig- bzw. Unmöglichkeit, an die Tickets zu kommen, möchte ich erst gar nicht anfangen. Künftig werde ich also wohl nicht nur die Kampnagel-Konzerte des NDR Elbphilharmonie Orchesters schmerzlich vermissen müssen. Sehr schade.

Wolfgang Voigt präsentierte sein Musikprojekt GAS in der kleinen K2, die trotz der Konkurrenzveranstaltung am prominenteren Ort einigermaßen gut gefüllt war. Die Mischung aus Projektionen und Liveelektronik war grundsätzlich stimmig und stimmungsvoll, aber ein bisschen weniger Wumms in der Anlage hätte den Ohren gutgetan. Ich wankte anschließend weniger narkotisiert als gerädert aus dem Saal.

Eisa Jocson: Your Highness

Mein Beweggrund für den Besuch von „Your Highness“ war reine Neugier: Welche Form erhält ein zeitgenössisches Projekt, das sich mit Ballett- und Disneyprinzen bzw. -prinzessinnen beschäftigt? Die Antwort: Eine überraschend klassische, aber als Mittel zum Zweck. Die fünf Tänzerinnen und Tänzer tanzten und ironisierten gleichzeitig Standards aus klassischem Ballett und Versatzstücke der Disney-Welt im fließenden Übergang und das in einer technisch nahezu perfekten Ensembleleistung. Beklemmend und faszinierend. Kostüme und Bühnenbild taten das Übrige dazu. Einziger Kritikpunkt: Etwas kürzer hätte es ausfallen können. Es gab einen natürlichen Schlusspunkt, der dann doch keiner war. Das mag als taktische Publikumsverwirrung gedacht gewesen sein, schmälerte aber die Wirkung des Stücks ein wenig.

Presse

Verpasst habe ich neben dem Orchesterkaraoke und dem Konzert von Rufus Wainwright (Ach! Elphi!) leider auch Mocky and Friends. Wenn ich geahnt hätte, dass Chilly Gonzales dort als Gastmusiker… Aber es wird wohl nicht sein letzter Auftritt an der Jarrestraße gewesen sein. Und der nächste Sommer kommt bestimmt.

In Concert: Jarvis Cocker & Chilly Gonzales auf Kampnagel

„Wie war denn nun das Konzert? Hast Du die Zottelrinder getroffen?“

Anders als in meinem Traum über die Premiere von „Room 29“ mit Chilly Gonzales und Jarvis Cocker auf Kampnagel verlief mein Konzertbesuch am Sonntag vor einer Woche (fast) ohne besondere Vorkommnisse. Ich war am richtigen Tag zur richtigen Stunde da, hatte mein Ticket nicht an der Küchenpinnwand vergessen, fand den regulären Eingang und traf weder auf Viehzeug noch auf rheinische Bekannte.

Nur den Zimmerschlüssel aus der „Work in Progress“-Vorstellung von vor knapp einem Jahr hatte ich an der Klavierleuchte hängen lassen. Dabei wollte ich doch schauen, ob er noch passt. Aber offenbar ist „Room 29“ seither nicht nur renoviert worden, es wurde auch das Schloss ausgetauscht. Schade – das kleinere, altmodische Exemplar erschien mir irgendwie passender.

Schlüsselvergleich
Schlüsselvergleich: oben die „Work in Progress“-, darunter die finale Version

„Room 29“ als „Song Cycle“, also „Liederzyklus“ zu bezeichnen, ist einer der zahlreichen genialen Einfälle des Duos Cocker/Gonzales: Nicht auf ein enger definiertes Format festgelegt zu sein, eröffnet maximalen Spielraum. Den beide weidlich nutzen, insbesondere Cocker in der Rolle als (Ich-)Erzähler und Moderator. Wobei „Room 29“ dadurch in Teilen auszufransen droht – die Episode „Jarvis im Fernseher“ hätte man beispielsweise auslassen können und der an sich großartige Song zum Epilog („Ice Cream As Main Course“) wirkte mühsam angebaut.

Aber das ist letztlich Rosinenpickerei. Unabhängig von Konzept und Inszenierung bleibt es ein ausgemachtes Vergnügen, Jarvis Cocker singen und erzählen und Chilly Gonzales (und das Kaiser Quartett) spielen zu hören. Eine Talentkombination, die sich gesucht und gefunden hat.

Übrigens, wem bei „Room 29“ musikalisch einiges bekannt vorkommen sollte, der hat richtig gehört. Der Song „Clara“ beispielsweise basiert auf „Armellodie“ („Solo Piano“). Den Rest konnte ich nicht dingfest machen, aber es war nicht das einzige akustische Déjà-vu des Abends.

Bleibt noch, eine kleine Warnung auszusprechen: „Room 29“ setzt an einigen Stellen auf Publikumsbeteiligung. Drüben im Soul Stew Blog erzählt Martin, wie es ihm dabei ergangen ist. Insbesondere Jarvis Cocker zeigt trotz seines betont britischen Auftretens keinerlei Berührungsängste. So tauchte er nach dem Kurzausflug in die Flimmerkiste mitten in den Rängen wieder auf und bahnte sich durch das Publikum den Weg zurück auf die Bühne. Aufgrund meines Randplatzes in Reihe 13 kam ich auf diese Weise in den Genuss, eine Zeile lang „angesungen“ zu werden. Ich widerstand dabei nur mit großer Mühe dem absurden Impuls, dem Mann an der Krawatte zu zupfen. „Das kannst Du nicht bringen, der singt doch hier gerade“, warf mein Verstand eben noch rechtzeitig ein.

Ob es mir gelungen wäre, steht auf einem anderen Blatt. Aber mittlerweile ärgert es mich, die Gelegenheit ausgelassen zu haben, Mr. Jarvis Cocker aus dem Konzept zu bringen. Hat man ja schließlich auch nicht alle Tage.

Bis in die Träume

Geträumt, ich bin auf dem Weg zur Premiere des Stücks „Room 29“ von und mit Chilly Gonzales und Jarvis Cocker auf Kampnagel. Es sind nur noch wenige Minuten bis zum Beginn der Vorstellung. Ich beeile mich und gelange irgendwie über den falschen Eingang und einen mir bisher unbekannten Nebenraum in die K6, ohne dass mein Ticket kontrolliert wird. Jetzt suche ich, unter den Rängen stehend, hektisch danach, der Sitzplatznummer wegen. Das erweist sich als umständlich, weil ich merkwürdigerweise plötzlich drei Taschen dabei habe und mir immer wieder etwas herunterfällt.

Derweil fängt das Stück an. Ich finde das Ticket nicht und mir geht auf, dass es wahrscheinlich noch an der Küchenpinnwand hängt. „Kein Problem“, denke ich, „du hast es ja online und direkt im Kampnagel-Shop gekauft. Guck einfach in deine E-Mails.“ Leider verweigert ausgerechnet in diesem Moment das Smartphone seinen Dienst.

Plötzlich fällt mir ein, dass ich überhaupt kein Ticket für die Freitags-, sondern eins für die Sonntagsvorstellung habe. Ich verlasse peinlich berührt die Katakomben der K6 durch den zuvor neu entdeckten Nebenraum. Dort halten sich mehrere Personen auf. Es handelt sich augenscheinlich um Kongressteilnehmer. Feldbetten stehen herum und man kann durch eine offene Tür einen Stall erkennen, in dem pechschwarze, zottelige Rinder gehalten werden.

Ich treffe überraschend auf flüchtige Bekannte aus dem Rheinland, darunter eine ehemalige Kommilitonin, die ich seit über 20 Jahren nicht gesehen habe. Die Gruppe begrüßt mich freudig, lacht mit mir über mein Missgeschick und fragt mich, wo man in Hamburg am besten Tango tanzen könne. Ich muss leider passen, unterhalte mich noch eine Weile und schicke mich zum Gehen an. Da bricht ein gewaltiger Hagelsturm los, der mich zum Bleiben zwingt. Als der Hagel weicht, die Sonne wieder durchbricht und wir am Horizont einen Regenbogen sehen, der nur aus den Farben gelb, orange und rot besteht, klingelt der Wecker.

Hm.

Sind eventuell Traumdeuter anwesend?

In Concert: Enno Bunger auf Kampnagel

Als ich im Februar dieses Jahres zum ersten Mal bei HAM.LIT – Lange Nacht junger Literatur und Musik war, hinterließ der formatbedingt leider recht kurze Auftritt von Enno Bunger bei mir einen nachhaltigen Eindruck. Ich verliebte mich augenblicklich in „Neonlicht“, solo am Tasteninstrument, fremdelte dann aber mit der beatlastigen Albumversion. Überhaupt stellte ich beim flüchtigen Durchhören der Tonträger auf Spotify schnell fest: Enno Bunger, das ist einer von den Livemenschen. Einer, den man immer wieder im Konzert hören will, weil auf der (Studio-)Konserve – so schön sie auch ist – irgendwie etwas fehlt. Ein Grund, warum ich mir sehr bald nach der Ankündigung eine Karte für das gestrige Konzert auf Kampnagel sicherte.

Da saß ich dann, latent kopfschmerzig und etwas zerstört durch eine aus unspezifischen Gründen schlafarme Nacht zuvor, und freute mich, dass das Programm genau das erfüllte, was der Titel „Herzen auf links – auf die leise Tour“ versprach. Wenn meinem Sprachempfinden auch bei der ein oder anderen Textstelle ein leises Ächzen entfuhr, so wurde das musikalisch-atmosphärisch mehr als ausgeglichen. Wozu auch der spar-, aber wirksame Einsatz von Lichteffekten beitrug. Schade nur, dass die Kampnagel’sche Diskokugel in der K6 klemmte – ein langsames, gleichmäßiges Rotieren bei „Ich möchte noch bleiben, die Nacht ist noch jung“ hätte den auch so schon reichlich vorhandenen Gänsehautfaktor wohl nochmal um mindestens eine halbe Stufe erhöht.

Als Sahnehäubchen gab es „Bleib bei mir“, ein Element of Crime-Cover, sowie als erste Zugabe eine komplett unverstärkte Version von „Heimlich“ mit Akkordeonbegleitung und Trompeteneinlage. Dieses spezielle Vergnügen wurde nur dadurch geschmälert, dass schräg links hinter mir eine Dame den gesamten Song mitsang und dabei bedauerlicherweise nicht einen einzigen Teil der Melodielinie auch nur näherungsweise traf. Aber das muß man wohl zu den Risiken und Nebenwirkungen des Konzertbesuchs zählen. Und: Anlässlich der Tour wurden die Live-Akustik-Versionen von 5 Titeln als EP („Herzen auf links“) veröffentlicht. Somit habe ich meine Lieblingsversion von „Neonlicht“ jetzt auch zum Nachhören.

Alles richtig gemacht, Herr Bunger. Beim nächsten Mal bin ich wieder dabei.

In Concert: James Rhodes auf Kampnagel

Der heutige Abend auf Kampnagel wurde allenthalben als „musikalische Lesung“ angekündigt und da die Autobiographie von James Rhodes in diesem Frühjahr auf Deutsch erschienen ist, erwartete ich eine Veranstaltung im Stile einer klassischen Buchvorstellung mit ein wenig musikalischer Garnitur.

James Rhodes hat einiges hinter sich – als Kind missbraucht worden, Depressionen, Drogen, Klinikaufenthalte, das ganze Programm – und musste vor Gericht dafür streiten, das Buch mit dem Titel „Der Klang der Wut“ in dieser Form überhaupt veröffentlichen zu dürfen. Seine Ex-Frau war der Meinung, das sei dem gemeinsamen Sohn nicht zuzumuten.

Ich stellte mich also auf schwere Kost ein, die dann komplett ausblieb: James Rhodes hat über Musik gesprochen! Fast ausschließlich! Über Chopin, Beethoven, Rachmaninoff und die Stücke, die er gespielt hat. Sprühend, ansteckend, angetan mit einem Sweatshirt mit der Aufschrift „BACH“ und in der Körperhaltung eines begeisterten Kindes. Mit einem verschmitzt-schüchternen Lächeln, welches mich so sehr an einen Herrn erinnerte, in den ich mich einst gar furchtbar verliebte, dass ich ein paar Mal heftig blinzeln musste, um mich daran zu erinnern, dass den beiden (optisch) ansonsten nichts gemein ist.

Das Manuskript
Das Manuskript

Sprechen müsse man über klassische Musik, sagt James Rhodes. Nicht nur abliefern und vom Publikum verlangen, dabei auch ja ganz still und andächtig zu sein. Das dockt bei mir 100%ig an. Klavier verläuft bei mir nämlich in Schüben, die nicht selten dadurch ausgelöst werden, dass ich mich jemandem über Musik unterhalte, der mehr davon weiß als ich.

Und Klavier spielen kann der Mann auch.

In Concert: Angel Olsen auf Kampnagel

Angel Olsen entdeckte ich durch ihr aktuelles Album, „MY WOMAN“. Das lief bei Rough Trade East im September als Album des Monats, daher betrachte ich das gestrige Konzert in der kmh auf Kampnagel auch als nachträgliches London-Souvenir.

Musikalisch war das sehr ordentlich, aber besondere Live-Momente gab es nicht. Dazu kam, dass mir das betont lässige Gehabe der Dame auf der Bühne nicht sonderlich sympathisch war. Dennoch wage ich die Prognose, dass der Saal bei ihrem nächsten Auftritt in Hamburg um einiges größer und das Ticket entsprechend teurer sein wird.

Vielleicht bin ich dann auch wieder dabei. Das entscheide ich nach Tagesform.

Theater, Theater: Monument 0.1 – Valda & Gus auf Kampnagel

Bei den Kulturnews zählen sie es zu den besten Theaterstücken 2016. Ich sah es am Mittwochabend auf Kampnagel und es war in der Tat großartig. Da spielen (und tanzen) zwei Persönlichkeiten mit einer beeindruckenden Bühnenpräsenz.

Bei mir nicht vorhandene Vorkenntnisse zum Thema Tanzgeschichte sind vermutlich von Vorteil, aber nicht notwendig, um fasziniert zu werden.

Internationales Sommerfestival (Symbolbild)
Internationales Sommerfestival (Symbolbild)

Theater, Theater: The Greatest Show on Earth auf Kampnagel

„The Greatest Show on Earth“ beim Sommerfestival auf Kampnagel – der ultimative Beweis dafür, dass man mir sogar einen singenden Scheißhaufen verkaufen kann, wenn die Musik dazu gut oder mindestens gut inszeniert ist. Ich amüsierte mich köstlich, trotz einiger Abzüge in der B-Note.

Apropos, ich hätte sehr gerne auch Socalled gesehen/gehört. Die „leichte Verschiebung“ des Auftritts heute Abend kam da wohl nicht nur mir ein wenig ungelegen.

In Concert: „Sound of Silence“ – Jan Plewka singt Simon & Garfunkel auf Kampnagel

Es ist nicht so, als hätte ich noch eine Rechnung offen mit Jan Plewka, aber irgendwie… hatte ich noch eine Rechnung offen mit Jan Plewka.

Jedenfalls, für diese Stimme hatte ich schon immer eine Schwäche und das letzte Mal, dass ich die Musik von Simon & Garfunkel live gehört habe, ist etliche Jahre her: damals in Bonn, interpretiert durch die New York Voices. Ich weiß noch, dass es sehr, sehr großartig war.

Der „Sound of Silence“ heute Abend war ein gänzlich anderer: zwischen Deutsch und Englisch, zart und hart, arrangiert mit musikalischer Phantasie und gerade eben soviel Inszenierung, dass es mehr als ein Konzert war, den Songs aber nicht die Show stahl.

Voller Saal, Standing Ovations: alles in Ordnung so.

In Concert: „Panzerkreuzer Potemkin“ mit dem NDR Sinfonieorchester auf Kampnagel

Was ich ja fast unterschlagen hätte: das gestrige (Stumm-)Filmkonzert „Panzerkreuzer Potemkin“ (1925) auf Kampnagel mit dem NDR Sinfonieorchester. Wie immer ganz großes Kino und zudem ein interessanter Kontrast zum spanischen „Blancanieves“ (2012) mit den Hamburger Symphonikern zwei Tage zuvor.

Als Nächstes ist wieder die Laeiszhalle dran! Und dann ist es bitte wieder ausverkauft – wo kommen wir denn sonst hin, das geht doch so nicht.