In Concert: stargaze mit David Bowies „Blackstar“ in der Elbphilharmonie

Drei Tage ist der Auftritt von stargaze, Anna Calvi, Soap&Skin, Lætitia Sadier und Jherek Bischoff in der Elbphilharmonie jetzt her und ich bin immer noch zwiegespalten.

Einerseits mag ich stargaze und die Idee hinter diesem Ensemble und Musikerkollektiv und sei es nur deshalb, weil sie zu den Mitwirkenden des mir für alle Zeit unvergeßlichen „Possibly Colliding“-Konzerts im Barbican gehörten. Die Arrangements der Songs gefielen mir sehr und der Bassmann – der Bassmann!

Andererseits hatte ich Schwierigkeiten mit dem Gesang. Was die eine der drei Damen zu viel wollte, kam von den anderen beiden zu wenig und irgendwie ging das alles mit dem Instrumentalpart nicht recht zusammen. Insbesondere von der Dynamik her. Ein Teil davon lässt sich unter Umständen auf meinen Sitzplatz zurückführen – 12 A in der vierten Reihe, das ist einfach zu nah an der Bühne bei einem verstärkten Konzert in der Elphi – aber ich bin ziemlich sicher, dass es mir auf einem klanglich besser gelegenen Sitz nicht viel anders ergangen wäre. Auch kann ich die Konzertbesucher verstehen, die nach der letzten Zugabe verwundert auf ihre Uhren blickten und sich Fragen zur Relation von Ticketpreis und Veranstaltungsdauer stellten. Beginn war um 20 Uhr und bis 21:45 Uhr sollte der Abend laut Programmheft dauern. Um kurz nach 21 Uhr war jedoch bereits alles vorbei und eine Pause war von vornherein nicht eingeplant.

Der Genuss war also nicht ganz ungetrübt. Trotzdem hätte ich den Abend nicht missen wollen – allein der wahrhaft unsterblichen Musik David Bowies wegen.

#30DayMusicChallenge (3)

Finale! Hier ist der dritte und letzte Teil der #30DayMusicChallenge.

Day 21: A favorite song that has a person’s name in its title

Sorry, could not resist.

Day 22: A song that moves you forward
Das nehme ich jetzt mal wörtlich: Mit dem Ding im Kopf habe ich im September 2014 den Alsterlauf (10km) in 56:18 (Minuten) absolviert. Das ist bis heute meine beste offiziell gemessene Zeit auf dieser Strecke.

Day 23: A song that you think everybody should listen to
Eine harte Nuss! Musikalisch konnte ich das nicht lösen, also bin ich die Aufgabe über den Text angegangen.

Die Version von Marc Lanegan kratzte beim ersten Hören beträchtlich, aber mittlerweile mag ich sie nicht mehr missen.

Day 24: A song by a band you wish were still together
Ach, da gibt es so viele.

Day 25: A song by an artist no longer living
„Life on Mars“ war das erste Stück auf der Setlist eines der besten Konzerte, die ich bisher erleben durfte. Unvergesslich.

Day 26: A song that makes you want to fall in love
Das Video ist fünf Jahre alt. Enno Bunger spielt den Song mittlerweile mit etwas mehr Ruhe, was ihn auf das Level „garantierte Ganzkörpergänsehaut“ hebt. (Den Song jetzt.)

Day 27: A song that breaks you heart
Gar nicht so einfach: Musik kann per se mein Herz zwar zum Schmelzen bringen, aber nicht brechen. Das schafft ein Song nur in Verbindung mit schmerzhaften Erinnerungen…

… oder über den Text.

Day 28: A song by an artist with a voice that you love

Day 29: A song that you remember from your childhood
Die UNICEF-Benefizplatte „All-Star Festival“ meiner Mutter hat mich als Kind ungeheuer fasziniert. Das dritte Lied auf der zweiten Seite mochte ich besonders gern.

Day 30: A song that reminds you of yourself
Siehe auch „So long, Mr. Cohen“.

Das hat großen Spaß gemacht! An sich müsste man die Liste alle fünf bis zehn Jahre neu angehen und die Ergebnisse miteinander vergleichen. Aber ob ich in fünf Jahren noch blogge? Ob es Twitter dann überhaupt noch gibt?

Wir werden sehen.

Motivationstief

Eigentlich will ich ja schon seit Tagen nachtragen, dass ich am Sonntag bei der Abaton-Kinopremiere von „Das Endspiel“ mit hidden shakespeare war und mir das fast so gut gefallen hat wie der Vorgänger „Heiligabend mit Hase“. Und dass ein Team des Hamburg Journals anwesend war, ich aber wieder keine Chance bekam, das Wetter anzusagen („Morgens: Regen, 4 Grad!“).

Außerdem, dass ich am Montagabend im CinemaxX Hamburg-Dammtor meinen allerersten 3D-Film sah. Das war „Star Wars VII – Das Erwachen der Macht“ und doch, ich mochte es.

Aber dann ist David Bowie gestorben und jetzt auch noch Alan Rickman und sowieso & irgendwie: meh.

Starman

Als bekannt wurde, dass David Bowie im Sommer 2002 anlässlich der Albumveröffentlichung von „Heathen“ nur ein einziges Konzert in Deutschland geben würde, im knapp 2.500 Personen fassenden Kölner E-Werk, war klar, dass es Normalsterblichen nur unter sehr günstigen Umständen gelingen würde, an Karten heranzukommen.

Das traf mich nicht besonders, stand ich doch zu diesem Zeitpunkt sowohl der Musik als auch der Person eher gleichgültig gegenüber. Aber da gab es diesen einen glühenden Bowie-Fan in meiner unmittelbaren Umgebung und so versuchten wir unser Glück bei einem WDR 2-Gewinnspiel – zu unserer Verblüffung mit Erfolg.

Das Event selbst erwies sich zunächst als riesiges Medienspektakel. Alles, was in der Musikbranche Rang und Namen zu haben glaubte sowie zahlreiche sonstige Prominenz gab sich die Ehre und die wenigen Optimisten, die sich mit „Suche Tickets“-Schildern am Rande aufgestellt hatten, ernteten nicht mehr als mildlächelndes Mitleid.

Schließlich betrat David Bowie zu den Klängen von „Life on Mars“ die Bühne und hatte nach wenigen Takten meine volle Aufmerksamkeit. Dass wir sehr weit hinten in der Halle standen, spielte dabei keine Rolle. Es folgte ein grandioses Konzert und als alle dachten, das war’s jetzt, meinte Mr. Bowie, dass die Türen verschlossen seien und deswegen keiner den Saal verlassen könne, zückte ein Saxophon und spielte „Low“ als Zugabe. Das komplette Album. Mit offenem Mund stand ich da und wusste: Das passiert so bestimmt kein zweites Mal.

Ich hatte nie zuvor einen Liveauftritt mit derartiger Wirkung erlebt. Menschen zwischen 17 und 70, Männlein wie Weiblein (und alles dazwischen), Arrivierte wie Alternative verließen nach Konzertende einträchtig und mit strahlenden Augen das Gelände. Ich kaufte im Anschluss zwei Bowie-Alben, sah mir „Der Mann, der vom Himmel fiel“ an, besuchte später noch ein weiteres Konzert und holte nebenbei ein ganzes Kapitel Musikgeschichte nach. In dieser Form hat bis heute niemand geschafft, das zu übertreffen.

„Can you hear me, Major Tom?“

Gute Reise, Mr. Bowie.