Saisonende

Hier ist es deutlich zu ruhig mal wieder, aber das hat einen triftigen Grund. Mit eins vor fünfzig habe ich nämlich wieder angefangen, zu studieren. Ein Masterabschluss soll es werden, berufsbegleitend und aus der Ferne, mit einem konkreten Aufstiegsziel im Blick. Da treten plötzlich vollkommen verdrängt geglaubte Literaturgattungen in den Vordergrund, schriftliche Ausarbeitungen (vulgo: Hausarbeiten) und Klausuren zum Beispiel. Das bindet Kapazitäten. Dieser Umstand und die teilweise recht spontane Terminsetzung der Hochschule [Name der Verfasserin bekannt] bei den ergänzenden Online-Veranstaltungen haben auch dazu geführt, dass ich meine beiden Konzert-Abos gekündigt habe. Für die nächsten zweieinhalb Jahre werde ich besser damit fahren, mir gezielt ein einige wenige Highlights in den Kalender zu setzen und dafür in die einzelne Karte etwas mehr Geld zu investieren.

Und so war das Konzert des Oslo Philharmonic unter der Leitung von Klaus Mäkelä Ende Mai mein vorerst letztes Elbphilharmonie-Abokonzert. Es gab eine doppelte Portion Sibelius – die vierte und die zweite Sinfonie, dankenswerterweise in dieser Reihenfolge, äußerst stimmungsförderlich, es sind die kleinen Dinge! – und das quasi unvermeidliche „Finlandia“ als Zugabe. Von mir aus könnte es ja immer noch mehr Sibelius sein.

Auch mein Philharmoniker-Abo kam Mitte Juni mit dem 9. Philharmonischen Konzert unter der Leitung von Frank Beermann zum vorläufigen Abschluss. Arnold Schönberg, Camille Saint-Saëns und Maurice Ravel standen auf dem Programm. Der „Danse macabre“ von Saint-Saëns verfolgt mich bis heute abschnittsweise als Ohrwurm und die „Tzigane“ von Ravel mit Arabella Steinbacher als Solistin an der Violine, tja, das war auch so einer der besonderen Konzertmomente, die länger im Gedächtnis bleiben.

Zwischendrin gab es noch ein „Blind Date“, in welchem zu meiner großen Freude das Genre Filmmusik die Hauptrolle spielte. Neben den Protagonisten des „Cello Cinema“ auf der Bühne natürlich, namentlich Eckart Runge (Violoncello) und Jacques Ammon (Klavier) mit Bodecker & Neander (Pantomime). Ich bitte nachträglich um Verzeihung für meinen unkontrollierten Lachanfall beim Thema von „Jaws“ – in Reihe 1 und direkt vor den Musikern sitzend fällt das im Kleinen Elbphilharmonie-Saal möglicherweise doch ein wenig ins Gewicht. Aber es war eben auch eine ganz besonders großartige Szene. Ich bleibe übrigens dabei: Ein „Blind Date“-Abo würde ich kaufen!

Apropos kaufen: Der Vorverkaufsstart für die Saison 2022/23 am 8. Juni 2022 wird mir als bisheriger Tiefpunkt der Überforderung des Elbphilharmonie-Webshops im Gedächtnis bleiben. Für die meisten Veranstaltungen waren reichlich Karten verfügbar und trotzdem kam es zu einem stundenlangen Gewürge mit mehrfachem technisch bedingten Rausschmiss kurz vor Kaufabschluss. Es dauerte bis spät in den Abend, bis ich meine Kartenwünsche in trockenen Tüchern hatte und wie bereits eingangs erwähnt: Es waren derer nicht wirklich viele in der kommenden Saison. Da ist fortwährend noch sehr, sehr viel Luft nach oben.