In Concert: Boiler Room „Stay True Germany“ im REE Location

Das war also gestern der Boiler Room. Ok, dem Vernehmen nach nicht der „echte“ Boiler Room, sondern etwas, was sich „Stay True Germany“ nennt und von Ballantine’s gesponsert wird.

Da hatte ich vor ein paar Wochen blind auf „RSVP“ geklickt, aus reiner Neugier, und war daher sehr angenehm überrascht, neben einem Haufen DJ-Equipment und verschiedenstem Synthesizer-Gedöns unter anderem auch einen ausgewachsenen Konzertflügel auf der Bühne vorzufinden. Schade nur, dass der Sound in der großen Halle nicht optimal war und dass gefühlte 70-80% der Leute nicht die Musik (oder gar die Künstler), sondern ausschließlich sich selbst feiern wollten. Zusammen mit den umsonstenen Whisky-Drinks ergab das keine günstige Atmosphäre – zumindest nicht für Klavier- und Streichertöne.

Gregor Schwellenbach und sein Ensemble sind daher leider fast komplett untergegangen. Brandt Brauer Frick fand ich nicht übel, Carl Craig war nicht so meins. Aber Francesco Tristano, solo und zusammen mit Brandt Brauer Frick: Volltreffer. Allein dafür hat es sich gelohnt.

Ach ja, und ich weiß jetzt buchstäblich aus eigener Anschauung (Luftlinie geschätzt 5m), wer Jorge Gonzalez ist. Davon muss ich mich jetzt erst einmal erholen. Man wird ja nicht jünger.

In Concert: Nils Landgrens „Christmas with my friends“ im Michel

Advents- und Weihnachtslieder wie „Maria durch ein Dornwald ging“, „Tochter Zion“ oder „Es ist ein Ros‘ entsprungen“ hatten in meiner (Vor-)Weihnachtszeit lange Jahre keinen Platz. Wenn ich überhaupt noch Weihnachtslieder gehört habe, dann war das Swingendes wie „Christmas with the Rat Pack“ oder angelsächsisches (Pop-)Liedgut à la „Wonderful Christmas Time“, „Driving home for Christmas“ und „Stop the Cavalry“. „Stille Nacht“ konnte ich allerhöchstens noch in der Version von Mahalia Jackson ertragen.

Aber dann hielt mir eines Tages meine kleine Schwester ein dunkelblaues CD-Cover unter die Nase und spätestens ab der Interpretation von „In dulce jubilo“ durch Bugge Wesseltoft war es um mich geschehen.

Und so geschah es, dass ich heute Abend zusammen mit vielen anderen Menschen im Michel saß und zur zweiten Zugabe mit Nils Landgren und seinen Freunden „O du fröhliche“ sang.

Und wisst ihr, wie das war?

Das war wie Weihnachten.

In Concert: Martin Kohlstedt in der Astra Stube

„Introvertiert oder extrovertiert?“

Astra Stube
Astra Stube

Samstagabend in der Astra Stube: Die Luft ist zum Schneiden – die Quarzer müssen hier nicht vor die Tür – und in der großen Diskokugel fehlt ein Stück etwa von der Größe Australiens. Draußen rattern Züge im Minutentakt. Es ist voll und ich mag zwar nicht die Älteste sein, aber ich hebe den Schnitt. Ich bin spät dran und habe keinen Sitzplatz ergattert. Mein Rücken tut weh und ich bin sehr, sehr müde.

Warum ich trotzdem anderthalb Stunden ausgeharrt habe? Weil da vor mir ein junger Mann aus Weimar vor einem Rhodes-Piano (Mark I, vermute ich) und einem Synthesizer gesessen hat. Und das war ziemlich gut.

In Concert: Ane Brun in der Markthalle

Ane Brun „Solo Acoustic“ in der Markthalle – das war ungefähr doppelt so zauberhaft und großartig, als ich erwartet hatte (und ich hatte einiges erwartet).

Neben allen bekannten und geliebten Songs („Are they saying goodbye“, „My lover will go“, „Big in Japan“…) war für mich neu: der Welt schönstes Cover von „Halo“. Wer war noch gleich diese Beyoncé?

In Concert: Jeffrey Tate und die Hamburger Symphoniker in der Laeiszhalle

Dass es eher weniger fröhlich wird, hatte ich erwartet. „Mahlers Neunte“ – das 3. Symphoniekonzert der Hamburger Symphoniker, mit einem Satz aus „Der Tod und das Mädchen“ als dramaturgisches Intro, im November, bei entsprechendem Wetter und obendrein noch am Volkstrauertag. Nicht eben antizyklisch. Aber geschenkt; ich war schwer angefixt durch das „Planeten“-Konzert vor ein paar Wochen, wollte sehen, wie Jeffrey Tate diese Packung dirigiert und fühlte mich ausreichend gewappnet.

Zu Beginn des Konzerts „Do not go gentle into that good night“ von Dylan Thomas – von ihm selbst gelesen – abzuspielen, war allerdings Strafverschärfung. Dahin war das Gewappnet-Sein, noch bevor die erste Note erklang.

Respekt, liebe Symphoniker! Das hat gesessen. Ich komme wieder.

Die „RGB Laser Show“ von Robin Fox auf Kampnagel

Ich dachte ja, mit der im Planetarium gesammelten Erfahrung sei man eventuell vorbereitet. Auf Robin Fox und seine „RGB Laser Show“ bei den „Greatest Hits“ auf Kampnagel.

Pustekuchen: „No photograph or video can approximate the sensation of being caught in this audio-visual maelstrom.“ Das stimmt soweit. Bis mein Trommelfell, meine Netzhaut und mein vegetatives Nervensystem wieder auf Normalnull sind, dauert’s wohl noch ein paar Minuten.

(R)ed (G)reen (B)lue
(R)ed (G)reen (B)lue

Was ich allerdings nicht begriffen habe: Warum haben geschätzte 90% der Anwesenden zu 95% der Zeit dorthin gestarrt, wo die Laser herkamen – siehe Bild – und nicht dorthin, wo sie hingingen? Diese Seite war nämlich sehr viel hübscher. Echt jetzt!

In Concert: Jan Garbarek und das Hilliard Ensemble im Michel

Mein erster Konzertbesuch in Hamburg? Das war, ziemlich genau vor 9 Jahren, Jan Garbarek und das Hilliard Ensemble mit „Officium“ im Michel.

Damals hatte ich die Tickets wohlweislich Monate im voraus bestellt. Noch vor dem Umzug. Als ich vor ein paar Wochen per Litfaßsäule – Print wirkt! – mitbekam, dass die letzte gemeinsame Tour läuft, war ich daher froh, dass es überhaupt noch Karten gab.

Weil: Die Michel-Akustik rockt. Aber sowas von. Und es gibt kaum eine geeignetere Klangkombination, um das in Gänze auszukosten.

Auf Augenhöhe

Vorhin, gegen 17:30 Uhr in der Hamburger Innenstadt.

Ich bin nicht schick, aber laeiszhallentauglich angezogen und etwas in Eile. An einer Ampel steht mir ein augenscheinlich wohnungsloser Mann gegenüber. Die graugrüne Isomatte, die er mit sich führt, ist deutlich besser erhalten als seine Kleidung.

Sein Blick fällt auf die „Thermarest“ unter meinem Arm, die ich rund eine Stunde zuvor beim Paddlerflohmarkt am Ausschläger Billdeich für 10 Euro erstanden hatte. In der Mitte der Kreuzung grinsen wir uns an. Sehr breit. Wir können beide nicht anders.

Das Konzert war sehr schön. Ich hoffe, er hat einen guten Platz für die Nacht gefunden.