Das Konzert von Chilly Gonzales & dem Kaiser Quartett in einem Satz?
Ein Schlagzeug, ein Streichquartett und ein Flügel rappten die Laeiszhalle; musikalischer Shitstorm inklusive und überall Brahms.
Mindestens der Flügel hat morgen Muskelkater.
Was man so hört. Und sieht.
Das Konzert von Chilly Gonzales & dem Kaiser Quartett in einem Satz?
Ein Schlagzeug, ein Streichquartett und ein Flügel rappten die Laeiszhalle; musikalischer Shitstorm inklusive und überall Brahms.
Mindestens der Flügel hat morgen Muskelkater.
Na toll, Critical Mass Hamburg. Wie soll ich diesen Ohrwurm je wieder loswerden?!?
(Gern geschehen.)
Überraschenderweise mit einer gar nicht so viel besseren Zeit als bei der No. 1 in Wilhelmsburg, aber mit deutlich mehr Spaß. Ich möchte jetzt gerne öfter zu den Klängen von Pharrell Williams‘ „Happy“ über die voll gesperrte Reeperbahn an den tanzenden Türmen vorbeihüpfen. Und die ganzen Trommler! Super, ganz großer Sport!
Aber den nächsten, der mir erzählt, dass es in Hamburg keine Berge gibt, den hau ich. Uff.
Piano: Enter next level.
Oder: „Wenn nicht jezz, wann dann?“
Für den musikalischen Erkenntnisgewinn sorgten:
Tag 1
Tag 2
Und wehe, wenn ab morgen Sommer ist!
„Es ist kompliziert“: Dieser Satz beschreibt die Beziehung zwischen mir und meinem Klavier wohl immer noch am besten. Wir arbeiten daran, dass es weniger kompliziert wird und deswegen geht es diese Woche in die Werkstatt.
In der Zwischenzeit kann ich die Geschichte dazu erzählen.
Klavierunterricht war in meinem Falle eine freiwillige Angelegenheit. Ein ausdrücklicher Wunsch sogar. Der erste Unterrichtsversuch war zwar eine Katastrophe und das erste Instrument kein Klavier, sondern ein Zustand in Form einer elektronischen Heimorgel. Aber irgendwann stiegen meine beiden Schwestern mit ein, ein echtes Klavier kam ins Haus und wir zu einem richtigen Lehrer.
Das ging so bis zur Oberstufe. Dann, nach dem Abitur, kam ein großes, schwarzes Loch. Kein Klavier mehr, kein Unterricht mehr; keine nennenswerte Verbindung mehr zum aktiven Musizieren. Zehn Jahre lang.
Bis zu dem Tag, an dem ein Freund zu mir diesen Satz sagte: „Ich finde, in jedem Haushalt sollte ein Instrument stehen.“ „Klick!“, machte es bei mir, und von jetzt auf gleich wollte ich wieder ein Klavier haben.
Ich fing an zu suchen und fand. Es war Liebe auf den ersten Ton. Aber es war kompliziert, denn etwas war unterbrochen zwischen meinem Kopf und meinen Händen. Ich konnte nicht spielen, was ich hören wollte. Das hatte nichts mit übertriebenem Ehrgeiz zu tun. Alles, was ich wollte, war mich ausdrücken können und mir selbst nicht wehtun dabei. Das klappte nicht. Egal was ich versuchte.
Über lange Zeit blieb das so und es gab immer wieder Phasen, in denen ich monatelang keinen Ton spielte. Dennoch, nie wäre mir in den Sinn gekommen, das Klavier wieder wegzugeben. Ich ahnte: Es ist eine Frage des richtigen Zeitpunkts und es fehlt noch etwas. Eines Tages finde ich es vielleicht.
Und dann, am 30. Jahrestag des Starts der Voyager 1-Mission, saß ich im Planetarium und sah einer nicht ganz unprominenten Dame dabei zu, wie sie am Flügel mein Lieblingsklavierstück zerholzte. Ich hatte das Stück lange nicht gehört und noch länger nicht versucht, es zu spielen. Trotzdem sprang während dieser fragwürdigen Performance ein ebenso ketzerischer wie absurder Satz in meinen Kopf: „Das könntest du besser!“ Technisch nie, aber vom Gefühl her.
Wenige Minuten später sahen wir eine Projektion der Voyager 1-Sonde an der Sternenkuppel und hörten dazu ein Musikstück, das absolut perfekt dazu passte und mir anschließend tagelang nicht mehr aus dem Kopf ging. Ich bemühte meinen damaligen Kontakt beim Planetarium, bekam Interpret und Titel genannt und begab mich auf die Suche. Ich stellte sehr schnell fest, dass die gehörte Version des Stücks mit dem treffenden Titel „Numero Uno“ offenbar nur auf einer CD enthalten war. Ein Blick auf die Tracklist: OK, Du hast mich. Es gibt mehr davon? Sogar noch mehr? Gekauft.
Lieferung abwarten. Anhören. Nochmal anhören. Und nochmal. Und wieder. Dabei bei einem der Stücke wieder einen Satz im Kopf haben. Einen, den ich jahrelang nicht gedacht hatte. „Ob es dazu wohl Noten gibt?“
Es gab. Rund drei Wochen nach dem Abend im Planetarium versuchte ich mich zum ersten Mal an Ludovico Einaudis „Le Onde“.
Dann hat es, und hier muss ich abkürzen, noch einmal 5 Jahre und 10 Monate gedauert, bis der letzte Knoten platzte, ich es endlich mit Schwung durchspielen konnte und bis aus Tastengestolper so etwas wie Musik wurde. Diesmal mit einem „Klick“, der, wenn es dort ein Ohr dafür gibt, vermutlich irgendwann noch im interstellaren Raum zu hören sein wird. Da ist Voyager 1 nämlich gerade.
Dummerweise ist es genau deshalb immer noch ziemlich kompliziert. Aber wir arbeiten dran, mein Klavier und ich, und wenn es aus der Werkstatt kommt, geht das auch endlich 24/7. Den Nachbarn zum Trotze.
Fortsetzung folgt.
Sagte ich bereits, wie großartig diese (Stumm-)Filmkonzerte sind? Das gilt nicht nur für die des NDR Sinfonieorchesters auf Kampnagel, sondern auch für die Reihe der Hamburger Symphoniker in der Laeiszhalle.
Nächste Chance: Dezember 2015 („Blancanieves“) und Februar 2016 („Goldrausch“)!
Ich war heute Abend auf Kampnagel und weiß, dass das da auf der Bühne Nils Frahm war, u. a. an „Una Corda“ und „Maus Hahn Petersohn“.
Was ich gesehen habe, war Musik.
Ich sag dann mal: bis August.
„Mindestens so berührend wie auf Platte“ – so bewarb der Newsletter Woche für Woche das inzwischen ausverkaufte Nils Frahm-Konzert am kommenden Sonntag auf Kampnagel. Hier irrte Kampnagel: Nils Frahm live schlägt Aufgezeichnetes, sei es nun Download, Silberscheibe oder Vinyl. Gleiches gilt, das weiß ich seit eben, auch für Douglas Dare. Das war nicht nur von den Tasten, der Stimme und den Arrangements her ganz wunderbar, ich bin auch schon lange nicht mehr so fasziniert von einem Drummer gewesen. Schöner Sound, großes Kino.
Wobei ich aber grundsätzlich nichts gegen Tonträger jeglicher Art gesagt haben will. Besonders nicht gegen die von Erased Tapes.
Ein dickes Kompliment übrigens noch dem Herrn an der Abendkasse des Nachtasyl, denn er zuckte mit keiner Miene, als ich vorhin mit einer Tomatenpflanze unter dem Arm Einlass begehrte.