In Concert: Jarvis Cocker & Chilly Gonzales auf Kampnagel

„Wie war denn nun das Konzert? Hast Du die Zottelrinder getroffen?“

Anders als in meinem Traum über die Premiere von „Room 29“ mit Chilly Gonzales und Jarvis Cocker auf Kampnagel verlief mein Konzertbesuch am Sonntag vor einer Woche (fast) ohne besondere Vorkommnisse. Ich war am richtigen Tag zur richtigen Stunde da, hatte mein Ticket nicht an der Küchenpinnwand vergessen, fand den regulären Eingang und traf weder auf Viehzeug noch auf rheinische Bekannte.

Nur den Zimmerschlüssel aus der „Work in Progress“-Vorstellung von vor knapp einem Jahr hatte ich an der Klavierleuchte hängen lassen. Dabei wollte ich doch schauen, ob er noch passt. Aber offenbar ist „Room 29“ seither nicht nur renoviert worden, es wurde auch das Schloss ausgetauscht. Schade – das kleinere, altmodische Exemplar erschien mir irgendwie passender.

Schlüsselvergleich
Schlüsselvergleich: oben die „Work in Progress“-, darunter die finale Version

„Room 29“ als „Song Cycle“, also „Liederzyklus“ zu bezeichnen, ist einer der zahlreichen genialen Einfälle des Duos Cocker/Gonzales: Nicht auf ein enger definiertes Format festgelegt zu sein, eröffnet maximalen Spielraum. Den beide weidlich nutzen, insbesondere Cocker in der Rolle als (Ich-)Erzähler und Moderator. Wobei „Room 29“ dadurch in Teilen auszufransen droht – die Episode „Jarvis im Fernseher“ hätte man beispielsweise auslassen können und der an sich großartige Song zum Epilog („Ice Cream As Main Course“) wirkte mühsam angebaut.

Aber das ist letztlich Rosinenpickerei. Unabhängig von Konzept und Inszenierung bleibt es ein ausgemachtes Vergnügen, Jarvis Cocker singen und erzählen und Chilly Gonzales (und das Kaiser Quartett) spielen zu hören. Eine Talentkombination, die sich gesucht und gefunden hat.

Übrigens, wem bei „Room 29“ musikalisch einiges bekannt vorkommen sollte, der hat richtig gehört. Der Song „Clara“ beispielsweise basiert auf „Armellodie“ („Solo Piano“). Den Rest konnte ich nicht dingfest machen, aber es war nicht das einzige akustische Déjà-vu des Abends.

Bleibt noch, eine kleine Warnung auszusprechen: „Room 29“ setzt an einigen Stellen auf Publikumsbeteiligung. Drüben im Soul Stew Blog erzählt Martin, wie es ihm dabei ergangen ist. Insbesondere Jarvis Cocker zeigt trotz seines betont britischen Auftretens keinerlei Berührungsängste. So tauchte er nach dem Kurzausflug in die Flimmerkiste mitten in den Rängen wieder auf und bahnte sich durch das Publikum den Weg zurück auf die Bühne. Aufgrund meines Randplatzes in Reihe 13 kam ich auf diese Weise in den Genuss, eine Zeile lang „angesungen“ zu werden. Ich widerstand dabei nur mit großer Mühe dem absurden Impuls, dem Mann an der Krawatte zu zupfen. „Das kannst Du nicht bringen, der singt doch hier gerade“, warf mein Verstand eben noch rechtzeitig ein.

Ob es mir gelungen wäre, steht auf einem anderen Blatt. Aber mittlerweile ärgert es mich, die Gelegenheit ausgelassen zu haben, Mr. Jarvis Cocker aus dem Konzept zu bringen. Hat man ja schließlich auch nicht alle Tage.

Wer suchet, der findet

Worauf ich mich ja besonders gefreut hatte beim Start dieses Blogs: Endlich eine eigene „Service für Google-Suchende“-Rubrik aufmachen zu können. Bei anderen hatte ich dazu schon viele unterhaltsame Beispiele entdeckt, insbesondere drüben bei Isabel.

Jetzt sind die Besucherzahlen im Susammelsurium weiterhin äußerst moderat, was mich grundsätzlich nicht stört. Nur werden Suchbegriffe zwar gezählt, mir aber überwiegend als „unbekannt“ angezeigt. Aus dem kläglichen, im Klartext angezeigten Rest tauchte beispielsweise „thor steinar barmbek“ auf, wohl des Artikels über die neuen Nachbarn wegen. Daran ist wenig Lustiges zu finden. Die „#30daymusicchallenge“ war dabei, es wurde nach „katrin seddig“, „archäologisches museum hamburg ausstellungsstücke“ sowie „das buch der wunder stefan beuse empfehlung“ geforscht und sogar nach dem „susammelsurium“ höchstselbst. Alles überaus vernünftig und zielgerichtet und somit wenig ergiebig für phantasievolle Interpretationen.

Bis gestern! Endlich!

Wie Google es hingebogen hat, dass dieses Blog bei der Suche nach „elbphilharmonie toilettenplan“ angezeigt wurde, ist mir tatsächlich schleierhaft. Aber die Wege der Algorithmen sind nicht immer erforschlich. Das weiß jeder, dem auf Facebook schon einmal abstruse Gruppenmitgliedschaften angetragen wurden. Wie oft habe ich dabei schon gedacht, dass ich mich beruhigt zurücklehnen kann: Vom gläsernen Konsumenten scheinen wir doch bisweilen noch weit entfernt. Wer mir allen Ernstes vorschlägt, der Gruppe „Tantra Dating“ beizutreten, kann unter Berücksichtigung meines vergleichsweise hohen digitalen Freizügigkeitsgrads bisher nicht weit gekommen sein bei der Datenauswertung.

Andererseits war ich gerade vorgestern in der Elbphilharmonie und saß dabei erstmalig in der 16. Etage. Als ich zwischen Einführung und Konzert „nur noch einmal schnell“ ums Eck gehen wollte, stellte ich fest, dass es a. auf der 16. gar kein stilles Örtchen gibt und b. auf der 15. die Damentoilette nur aus zwei Kabinen besteht. Da wäre ein vollständig entschlüsselter Toiletten- und Treppenhausplan vor meinem inneren Auge durchaus sinnvoll gewesen. Dem war leider nicht so, weshalb ich mich nach bummelig 15 Minuten Kloschlange ziemlich beeilen musste, um rechtzeitig zum Konzertbeginn wieder im Großen Saal zu sein. Ich hatte es zwar in Erwägung gezogen, aber geschrieben habe ich darüber nicht in meinem Blogpost über Beethovens Neunte in der südamerikanischen Fassung. Keine Zeile. Nicht mal im Entwurf. Das bringt mich dann ja doch ins Grübeln.

Im Labyrinth
Im Labyrinth

Aber wir wollen den Service nicht vergessen. Einen Toilettenplan der Elbphilharmonie habe ich leider nicht ausfindig machen können, aber immerhin man kann sich via Google Street View in den Foyers verirren. Ungefähr so gut wie in echt.

Gern geschehen!

In Concert: Gustavo Dudamel und das Orquesta Sinfónica Simón Bolívar in der Elbphilharmonie

Gustavo Dudamel und das Orquesta Sinfónica Simón Bolívar haben Beethoven durchgespielt, und zwar im Wortsinne: Unter der Überschrift „¡Viva Beethoven!“ standen in der Elbphilharmonie in den vergangenen fünf Tagen alle neun Sinfonien auf dem Programm.

Wem der Name Dudamel nichts sagen sollte, der möge sich doch kurz das folgende Video anschauen:

Gut, ganz so turbulent wie Leonard Bernsteins „Mambo“ war es dann doch nicht bei der Neunten. Aber südamerikanisches Feuer in Kombination mit Beethoven, holla, ich sage es euch. Da geht was! Sogar in Hamburg. Standing Ovations, Begeisterung, Jubel!

Gustavo Dudamel, das weiß ich nun also auch aus eigener Anschauung, ist ohne Frage eine Ausnahmeerscheinung. Und zwar eine mit Suchtpotential. Ich habe bisher noch keinen Dirigenten erlebt, der ohne Partitur auskommt, dessen Musikleidenschaft in einem solchen Ausmaß mitreißt und dessen Körpersprache derart im Einklang mit dem dirigierten Stück steht. Dudamel führt Musiker per Schulterzucken präziser und eindeutiger als andere mittels ausladender Armbewegungen. Selbst jemand ohne (klassische) Konzerterfahrung hätte diese Verbindung sehen und hören können.

Apropos hören können, es stimmt, was inzwischen allgemein Verbreitung gefunden hat: Auf den billigen Plätzen bekommt man den besten Elphi-Sound. Wobei es auch unterm Dach noch reichlich gläsern klingt, was ich weiterhin gewöhnungsbedürftig finde. Ein gewisser Herr, den ich einst besser kannte, würde vermutlich etwas in Richtung „untere Mitten… ausbaufähig“ gemurmelt haben. Aber geschenkt. Meine Ohren können da mit.

Die 16. Etage
Die 16. Etage

Das Programmheft hielt zu alledem noch eine Überraschung bereit, denn aus luftiger Höhe und nach mehr als 25 Jahren hätte ich ihn ansonsten wohl nicht erkannt: Neben Orchester, Dirigent und den vier Solisten trat der Chor der Europa Chor Akademie Görlitz an, gegründet und geleitet von Joshard Daus. Unter ihm habe ich auch schon einmal singen dürfen, damals, im Konzertchor des Städtischen Musikvereins in Lippstadt. Die „Schöpfung“ war’s. Und beinahe auch die „Carmina Burana“, hätte ich nicht damals unmittelbar vor Konzertbeginn ganz spontan mein Abendessen im hinteren Bereich der Bühne… aber so genau will das sicher niemand mehr wissen. Viel wichtiger ist eh die Frage, wie ich den „Freude, schöner Götterfunken“-Ohrwurm je wieder losbekommen soll.

¡Muchas Gracias, Maestro!

#30DayMusicChallenge (3)

Finale! Hier ist der dritte und letzte Teil der #30DayMusicChallenge.

Day 21: A favorite song that has a person’s name in its title

Sorry, could not resist.

Day 22: A song that moves you forward
Das nehme ich jetzt mal wörtlich: Mit dem Ding im Kopf habe ich im September 2014 den Alsterlauf (10km) in 56:18 (Minuten) absolviert. Das ist bis heute meine beste offiziell gemessene Zeit auf dieser Strecke.

Day 23: A song that you think everybody should listen to
Eine harte Nuss! Musikalisch konnte ich das nicht lösen, also bin ich die Aufgabe über den Text angegangen.

Die Version von Marc Lanegan kratzte beim ersten Hören beträchtlich, aber mittlerweile mag ich sie nicht mehr missen.

Day 24: A song by a band you wish were still together
Ach, da gibt es so viele.

Day 25: A song by an artist no longer living
„Life on Mars“ war das erste Stück auf der Setlist eines der besten Konzerte, die ich bisher erleben durfte. Unvergesslich.

Day 26: A song that makes you want to fall in love
Das Video ist fünf Jahre alt. Enno Bunger spielt den Song mittlerweile mit etwas mehr Ruhe, was ihn auf das Level „garantierte Ganzkörpergänsehaut“ hebt. (Den Song jetzt.)

Day 27: A song that breaks you heart
Gar nicht so einfach: Musik kann per se mein Herz zwar zum Schmelzen bringen, aber nicht brechen. Das schafft ein Song nur in Verbindung mit schmerzhaften Erinnerungen…

… oder über den Text.

Day 28: A song by an artist with a voice that you love

Day 29: A song that you remember from your childhood
Die UNICEF-Benefizplatte „All-Star Festival“ meiner Mutter hat mich als Kind ungeheuer fasziniert. Das dritte Lied auf der zweiten Seite mochte ich besonders gern.

Day 30: A song that reminds you of yourself
Siehe auch „So long, Mr. Cohen“.

Das hat großen Spaß gemacht! An sich müsste man die Liste alle fünf bis zehn Jahre neu angehen und die Ergebnisse miteinander vergleichen. Aber ob ich in fünf Jahren noch blogge? Ob es Twitter dann überhaupt noch gibt?

Wir werden sehen.

Bis in die Träume

Geträumt, ich bin auf dem Weg zur Premiere des Stücks „Room 29“ von und mit Chilly Gonzales und Jarvis Cocker auf Kampnagel. Es sind nur noch wenige Minuten bis zum Beginn der Vorstellung. Ich beeile mich und gelange irgendwie über den falschen Eingang und einen mir bisher unbekannten Nebenraum in die K6, ohne dass mein Ticket kontrolliert wird. Jetzt suche ich, unter den Rängen stehend, hektisch danach, der Sitzplatznummer wegen. Das erweist sich als umständlich, weil ich merkwürdigerweise plötzlich drei Taschen dabei habe und mir immer wieder etwas herunterfällt.

Derweil fängt das Stück an. Ich finde das Ticket nicht und mir geht auf, dass es wahrscheinlich noch an der Küchenpinnwand hängt. „Kein Problem“, denke ich, „du hast es ja online und direkt im Kampnagel-Shop gekauft. Guck einfach in deine E-Mails.“ Leider verweigert ausgerechnet in diesem Moment das Smartphone seinen Dienst.

Plötzlich fällt mir ein, dass ich überhaupt kein Ticket für die Freitags-, sondern eins für die Sonntagsvorstellung habe. Ich verlasse peinlich berührt die Katakomben der K6 durch den zuvor neu entdeckten Nebenraum. Dort halten sich mehrere Personen auf. Es handelt sich augenscheinlich um Kongressteilnehmer. Feldbetten stehen herum und man kann durch eine offene Tür einen Stall erkennen, in dem pechschwarze, zottelige Rinder gehalten werden.

Ich treffe überraschend auf flüchtige Bekannte aus dem Rheinland, darunter eine ehemalige Kommilitonin, die ich seit über 20 Jahren nicht gesehen habe. Die Gruppe begrüßt mich freudig, lacht mit mir über mein Missgeschick und fragt mich, wo man in Hamburg am besten Tango tanzen könne. Ich muss leider passen, unterhalte mich noch eine Weile und schicke mich zum Gehen an. Da bricht ein gewaltiger Hagelsturm los, der mich zum Bleiben zwingt. Als der Hagel weicht, die Sonne wieder durchbricht und wir am Horizont einen Regenbogen sehen, der nur aus den Farben gelb, orange und rot besteht, klingelt der Wecker.

Hm.

Sind eventuell Traumdeuter anwesend?

#30DayMusicChallenge (2)

Wieder sind zehn Tage vergangen – Zeit für den Rückblick auf den zweiten Teil der #30DayMusicChallenge!

Day 11: A song that you never get tired of
Da gibt es ein paar, aber „Says“ sticht aus vielerlei Gründen heraus. Ich habe es bisher fünfmal live gehört, beim MS Dockville, auf Kampnagel, in Paris und in London und jedes dieser Konzerte ist mit bestimmten Erinnerungen und Emotionen verknüpft. Immer, wenn ich das Stück auflege, ist es also auch eine Zeitreise.

Zum Louvre-Konzert existiert ein Bericht, der diesen Satz enthält:

05:23 A chord change provokes wild applause for some reason.

Der Uhrzeit nach muss das „Says“ gewesen sein und ich frage mich bis heute, ob die Autorin tatsächlich Ohren hat oder bloße Attrappen am Kopf trägt.

Day 12: A song from your preteen years
1985 war das Jahr, in dem ich voll eingestiegen bin in das, was man damals Popmusik nannte. Ich könnte problemlos ein Dutzend Titel nennen, aber „The Power of Love“ aus „Zurück in die Zukunft“ ist der, der von allen am lautesten „1985“ schreit.

Day 13: One of your favorite 70’s songs
Im Zweifel kann das „70’s“ gestrichen werden.

Day 14: A song that you would love played on your wedding
Ach, die Sache mit dem Hochzeitssong. An sich eine unlösbare Aufgabe. Geht doch gar nicht, dass ich das einfach so für mich festlege, bevor ich überhaupt weiß, wer da im Falle des Falles neben mir steht. Aber dann fand ich dieses zauberhafte Geschrammel auf Spotify und dachte: Wer ein Problem damit hat, dazu mit mir zu schwoofen, kommt eh nicht infrage.

Day 15: A song that is a cover by another artist
Damals, als ich nach dem Konzert in der Pony Bar auf Facebook schrieb: „Last night an Icelandic troubadour saved my life.“

Day 16: One of your favorite classical songs
Patrick O’Brian ist schuld. Der hat nämlich die Aubrey/Maturin-Bücher geschrieben, insgesamt 21 Bände. Später hat jemand aus zweien davon ein Drehbuch fabriziert und einen Film daraus gemacht. Zu dem es selbstverständlich auch einen Soundtrack gibt. Die besten Stücke aus diesem Soundtrack wurden nicht für den Film komponiert und sind älter als das, was Patrick O’Brian verfasst hat. Sie stammen von Johann Sebastian Bach, Luigi Boccherini, Arcangelo Corelli, Wolfgang Amadeus Mozart und Ralph Vaughan Williams.

Day 17: A song that you would sing a duet with on karaoke
Karaoke im Duett? Nicht meine Lieblingsidee. Aber wenn, dann das.

Day 18: A song from the year that you were born
Aus dem Jahr 1973 stammen erstaunlich viele meiner Favoriten. Im dritten Teil liste ich einen, der mir für eine andere Kategorie passender erschien. An dieser Stelle soll Sir Elton John zu Ehren kommen.

Day 19: A song that makes you think about life
Am liebsten in der Version von Marlene Dietrich und am allerliebsten en français.

Begründen muss ich diese Wahl wohl nicht.

Day 20: A song that has many meanings to you
Mit dem Großteil der Musik, zu der ich aufgewachsen bin, fange ich mittlerweile nicht mehr viel an. Die Songs von Billy Joel hingegen blieben außen vor und sind gewissermaßen unkaputtbar (1. Bedeutung). Ich verbinde sie mit diversen Aufenthalten in England und Irland (2. Bedeutung) und mit einer langjährigen Freundschaft (3. Bedeutung).

„She’s always a woman“ ist mein Lieblingssong von Billy Joel und darüber hinaus eines meiner Lieblingsliebeslieder (4. Bedeutung). Jahrelang habe ich mir einen alternativen Text aus der Perspektive „Mädchen liebt Junge“ gewünscht. Nur hätte man dazu den Song covern müssen und das erschien mir undenkbar. Aber dann kam Anna Depenbusch, machte es einfach und siehe da: Das Stück verlor seinen Zauber nicht. Ganz im Gegenteil.

Fortsetzung folgt.

Theater, Theater: „Just call me God“ in der Elbphilharmonie

Wenn ich mich recht erinnere, lief bereits zur Spielzeit 2009/10 ein Konzertprogramm in Hamburg, welches unter dem Stichwort „Elbphilharmonie“ vermarktet wurde. Teil dieses Programms waren zwei Aufführungen des Stücks „The Infernal Comedy“, eine grandiose One-Man-Show von, für und mit John Malkovich. Aus sattsam bekannten Gründen fanden diese seinerzeit nicht in der Elbphilharmonie, sondern im Schauspielhaus statt.

Nicht weniger als eine weitere solche One-Man-Show erwartete ich knapp sieben Jahre später von „Just call me God“, der mittlerweile dritten Produktion des Trios Malkovich/Sturminger/Haselböck, und zumindest diese Erwartung wurde voll erfüllt.

Das Drumherum hingegen, naja. Das Stück selbst: schwach. Das Gefälle zwischen Malkovich und seinen Mitstreitern auf der Bühne: gigantisch. Ein paar Leute spielten Soldaten, Sophie von Kessel spielte eine Journalistin, John Malkovich war der Diktator; so deutlich konnte man tatsächlich unterscheiden.

Enttäuscht war ich aber vor allem vom Einsatz der Elbphilharmonieorgel, auf die ich mich besonders gefreut hatte. Bachs „Toccata und Fuge d-Moll“ (BWV 565) und Procul Harums „A Whiter Shade of Pale“, das ist so ungefähr das, was Lieschen Müller zum Thema Orgel jenseits des üblichen Sakralprogramms einfällt. Dazu Wagners Walkürenritt als musikalischer Holzhammer („Faschismus! Totalitarismus!“), noch ein wenig Bach, unter anderem ein Stück mit dem allzu passenden Titel „Alle Menschen müssen sterben“, ein Medley aus Nationalhymnen (aber nur die bekannten), ein wenig Improvisation hier und da, fertig. Irgendwann übernahmen dann die komplett verzichtbaren Elektronikeffekte das Zepter. Mal ehrlich: Wenn eine ausgewachsene Orgel in einem solchen Raum in Kombination mit John Malkovichs Spiel nicht ausreicht, um das gewünschte diabolische Gesamtbild zu erzeugen, dann stimmt etwas ganz Grundsätzliches nicht.

Ich hoffe, es wird mir bei Gelegenheit gelingen, ein Ticket für ein reines Orgelkonzert im Großen Saal zu erbeuten. Was ich da heute in „Just call me God“ gehört habe, kann’s jedenfalls noch nicht gewesen sein.

Neue Nachbarn

Die Fuhlsbütteler Straße in Barmbek-Nord zwischen Emil-Janßen- und Tischbeinstraße (Westseite):

  • eine Bankfiliale,
  • ein Bestattungsinstitut,
  • eine Apotheke,
  • ein EMS-Trainingscenter,
  • ein Beautysalon,
  • eine Zahnarztpraxis,
  • ein italienisches Restaurant,
  • ein Waschcenter,
  • eine Videothek („Räumungsverkauf – wegen Geschäftsaufgabe“),
  • eine ehemalige Shisha-Bar („zu vermieten“)

und

Ich möchte das nicht.

#30DayMusicChallenge (1)

Auf Twitter geht gerade die #30DayMusicChallenge um. Die Theorie ist simpel: An dreißig aneinander folgenden Tagen soll jeweils ein Song zu einem bestimmten Thema oder einer Stimmung ausgewählt werden. Die Praxis ist jedoch eine Herausforderung. Zumindest in Teilen. Ich bin heute bei Tag 10 angekommen – Zeit für eine erste Zusammenfassung.

Day 1: A song you like with a color in the title
Das war nicht allzu schwer, hatte ich mich doch kurz zuvor noch darüber geärgert, das Konzert von The Notwist in der Großen Freiheit 36 verpasst zu haben.

Day 2: A song you like with a number in the title
Hier ist einer mit gleich 4 (in Worten: vier) Zahlen im Titel. Beat this!

Diese Version ist auch sehr hübsch.

Day 3: A song that reminds you of summertime
Oh, da gibt es gleich eine ganze Playlist. Aber das würde jetzt zu weit führen. Track 2 dieser Playlist kann ich immerhin verraten.

Day 4: A song that reminds you of someone you would rather forget about
Dazu hatte ich mehrfach Aussagen gelesen wie „Damit habe ich Schwierigkeiten. Ich will eigentlich niemanden vergessen, jede Begegnung hat mich zu dem gemacht, was ich jetzt…“ usw. usf. Beneidenswert! Für mich war Tag 4 eine einfache Aufgabe.

Viel größere Kopfschmerzen bereitete mir die Tatsache, dass es sich ausgerechnet um Musik von Nils Frahm handelt. Dumm gelaufener geht es beinahe nicht mehr. Aber so ist es nun einmal: Wenn Komponisten einen Soundtrack schreiben, wissen sie nie, für welchen Film noch.

Erfreulicherweise ist der Bann mittlerweile gebrochen. Dabei war nicht nur das Timing ziemlich irre: Ziemlich genau ein Jahr nach gewissen Ereignissen, die ich inzwischen lieber vergessen würde, saß ich völlig ungeplant im Londoner Barbican Centre und erlebte das bisher mit Abstand großartigste Nils Frahm-Konzert. Unter anderen Umständen hätte ich den Termin wohl zu Hause mit der Decke über dem Kopf zugebracht. Musiklos.

Day 5: A song that needs to be played out loud
Ich hatte bereits zweimal das Live-Vergnügen, einmal in London und einmal in Hamburg. Am besten knallt der Track aber im Planetarium. Dort hörte ich ihn mit ziemlicher Sicherheit auch zum ersten Mal.

Day 6: A song that makes you want to dance
Diese Wahl hat unter anderem damit zu tun, dass ich aus, ähem, historischen Gründen immer noch eine Schwäche für schicke Basslinien habe. (Rrrrrrrrr.)

Day 7: A song to drive to
Noch so ein Planetariumskind. Ich bin seit über 8 Jahren nicht mehr Auto gefahren. Trotzdem: Immer, wenn ich dieses Ding höre vor, stelle ich mir vor, dass ich dazu am Steuer sitze.

Irgendwann probiere ich es aus. Am besten auf einem großen, leeren Parkplatz.

Day 8: A song about drugs or alcohol
Dem Herrn am Klavier noch ein Bier. Oder so.

Day 9: A song that makes you happy
Ja, ich weiß. Aber es funktioniert! Fast immer! Und dann noch die Minions im Kopfkino dazu. Schwer zu toppen.

Zum 24-Stunden-Video geht es hier entlang.

Day 10: A song that makes you sad
Aus Gründen.

Fortsetzung folgt.