Ich habe in Vancouver insgesamt vier Pianos on the Street gefunden und auf zweien gespielt. Was für eine wunderbare Aktion!
Auf dem Klavier an der Science World spielte ich „Ambre“ von Nils Frahm. Einer der beiden Männer, die dort mit den klassischen braunen Papiertüten in der Hand herumsaßen, rief: „I know this tune!“, woraufhin ich spontan erwiderte: „Oh no, you don’t.“ Das tut mir jetzt leid, denn alles, was er wollte, war, dass ich weiterspiele („Carry on! Carry on!“).
Den Umgang mit dankbarem Publikum muss ich wohl erst noch lernen.
Ich kann mich noch gut erinnern, wie sehr ich vor gut zehn Jahren schmunzeln musste, als ich in meinem ersten Hamburger Mietvertrag den Satz: „Es ist verboten, Möwen zu füttern“ las; wurden doch bei den Binnen-Standardmietverträgen an dieser Stelle stets ausschließlich Tauben gelistet. „Die weißen Tauben sind Möwen“, dachte ich seinerzeit amüsiert, „du ziehst nach Hamburg. Eindeutig.“
Wie sehr Verbote regional abweichen können zeigen meine beiden auf der Reise entdeckten Lieblingsschilder – mit Texten, die es so in Hamburg (noch?) nicht zu lesen gibt.
Das Vancouver Aquarium betreibt ein Projekt namens „Ocean Wise“, welches Fisch und Fischprodukte aus nachhaltiger Fischerei klassifiziert – und zwar wirklich & wahrhaftig nachhaltiger Fischerei, nicht so etwas Halbherziges wie beispielsweise die Kriterien des auch in Deutschland verbreiteten MSC-Siegels. Viele Restaurants, Bistros und Fischfachgeschäfte in Vancouver und anderen Teilen des Landes sind mittlerweile angeschlossen. Man kann somit bedenkenlos jedes Fischgericht essen, das das Label „Ocean Wise“ trägt.
Eines der teilnehmenden Geschäfte ist „The Fish Counter“ auf der Main Street in Vancouver. Der Laden ist schlicht zum Niederknien. Man möchte die kleine Bistrokarte rauf- & runteressen und außerdem Sämtliches kaufen, was an frischen Fisch, hausgemachten Saucen und sonstigen Spezereien in der Theke und den Regalen liegt. Und wenn eine Sorte Fisch dabei ist, bei der du nicht weißt, wie man sie am besten zubereitet, dann erzählen sie es dir. Großartig.
Nun ist die Stadt aber auch, so lernte ich im Museum of Vancouver, eine (ehemalige) Hippie-Metropole. Greenpeace wurde hier gegründet und man muss quasi schon aus Tradition immer damit rechnen, dass irgendwo gegen irgendwas protestiert wird.
Zugegeben, wer strikt dagegen ist, dass Tiere getötet werden, den wird auch das „Ocean Wise“-Programm nicht überzeugen können. But „The Fish Counter“, of all places? Eines der ökologisch korrektesten Fischfachgeschäfte der Stadt? Seriously, protesters? Gibt es da wirklich keine wichtigeren Feinde?
Der Zeiss-Projektor des H.R. MacMillan Space Centre heißt „Harold“ und ist seit 2013 in Rente. Es wird inzwischen rein digital projiziert, was eher so eine mittelprächtige Idee ist. Aber schöne Musikauswahl, ich erkannte ein Stück aus „American Beauty“ von Thomas Newman und weitere Filmmusik.
Die Lasershows im Planetarium des Centre wurden schon vor etwas mehr als drei Jahren eingestellt, unter anderem deswegen, weil zu viele Leute sich das Spektakel vorzugsweise unter Drogen reinziehen wollten. Ein interessanter Ansatz, wenn auch vermutlich keine sehr gute Idee zur Erschließung neuer Zielgruppen für das Planetarium Hamburg. Ähem.
Jedenfalls: Sehr schade, denn ich hätte mir „Dark Side of the Moon“ gerne in der Vancouver-Version angesehen.
Ich hatte ja gehofft, dass es Ton- und Bildmaterial geben würde von dem A Winged Victory for the Sullen-Konzert am 1. März in der Volksbühne Berlin. Aber der Soundcheck-Film von Robin Thomson trifft die Atmosphäre des Abends tatsächlich noch viel besser, als ein Konzertmitschnitt es vermocht hätte.
Stellt euch vor, ihr denkt: Es ist ja Wetter (Springtide und recht starker Wind), die Fähre hat sicher nur Verspätung. Stellt euch vor, der Ausflugsdampfer, der ersatzweise den Fährdienst übernimmt, fährt euch deswegen vor der Nase weg. Weil es weder ein Schild gibt noch einen sonstigen Hinweis und nicht einmal der Busfahrer auf die Idee kommt, dass es so sein könnte.
Stellt euch dann vor, dass die nächste Fähre erst in zwei Tagen fährt, euer geplanter Halligaufenthalt aber nur vier Tage lang ist.
Nicht schön, oder?
Aber: Alles wurde gut. Unsere rettenden Engel hießen Angelika und Hanni und die beiden haben seit heute praktisch jeden Wunsch bei uns frei.
Als ich 1994 zum ersten Mal nach dem Fall der Mauer nach Berlin fuhr, war es mein Hauptziel, einmal durchs Brandenburger Tor zu gehen. Aber was war das Brandenburger Tor, die ganze Woche lang? Richtig, gesperrt. Es wurden gerade Tribünen für die Verabschiedung der ehemaligen Besatzungsmächte aufgebaut. Ich stand am Bauzaun und bettelte vergeblich; die Bauleute ließen mich nicht durch.
Die Premiere fand somit erst ein paar Jahre später statt, als ich zu Silvester – 1998/99 war das, glaube ich – von feiernden Massen durchs Tor geschoben wurde. Dabei hat mir so ein armseliger Wicht meine Kamera aus der Jackentasche geklaut. Der konnte ja nicht wissen, dass die mir ein paar Minuten vorher auf die Straße gefallen und somit sehr wahrscheinlich unrettbar kaputt war. Schade war’s nur um den Film.
1994 bin ich auch zum ersten Mal auf dem Prenzlauer Berg gewesen. Das Zeiss-Großplanetarium ist mir damals aufgefallen, aber hingegangen bin ich nicht.
Als ich vor ein paar Tagen meine Gedanken zu einem gewissen Hamburg/Berlin-Resonanzort im (Hamburger) Stadtpark aufschrieb, kam mir die Idee, den Spieß umzudrehen und am kommenden Wochenende das Planetarium in Berlin zu besuchen. Meine Unterkunft ist nämlich passenderweise ganz in der Nähe.
Soeben rufe ich also die Webseite auf und lese: „Wir modernisieren für Sie!“ Seit 1. April 2014. Bis voraussichtlich Anfang 2016. Abgesehen davon, dass ich mich frage, ob das mit der Planetariums-Renoviererei vielleicht ansteckend ist: Da bleibt wohl auch diesmal wieder ein Koffer in Berlin.
Je nun. Ich bin’s nicht anders gewohnt.
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