In Concert: Nils Frahm & Ólafur Arnalds im Musée du Louvre

Wie also diese Nacht beschreiben? Dieses Konzert?

Ich kann von dem Aufbau der Bühne mit den unterschiedlichen Klaviaturen, Apparaturen und den vier Klobürsten, die auf dem Flügel bereitlagen, berichten. Von den aufgestellten Liegeklappstühlen, die unter dem Glasdach seltsam deplatziert wirkten und deren beständiges leises Knarzen zu dem Hintergrundsummen beitrug, das entsteht, wenn viele Menschen mehrere Stunden in Museumsakustik zubringen. Von denen unter den Konzertbesuchern, die statt „Une nuit“ möglicherweise „Une rave sous la Pyramide“ erwartet hatten und die kaum zu bändigen waren, sobald Nils Frahm oder Ólafur Arnalds ein wenig Rhythmus ins Spiel brachten (wobei die Security-Menschen des Musée du Louvre mehrfach sichtbar ins Schwitzen kamen). Ich könnte mich dabei auch und gerade mit Leuten wie dem zugedröhnten Blödian aufhalten, der auf dem Boden neben einer Bierpfütze hockend und sich eine Zigarette drehend beständig halblaut vor sich hin fluchte, während uns JR begleitet von Nils und Ólafur eine Geschichte erzählte.

Alles komplett zweitrangig und sowieso keine Art, um dieses einmalige Erlebnis zu erfassen: Wie Nils und Ólafur sich und uns in und durch diese Nacht brachten. Und wie das war, als die beiden gegen sechs Uhr morgens den Sonnenaufgang herbei spielten.

Merci beaucoup.

In Concert: Nonkeen in der Laeiszhalle

Dann waren da noch Nonkeen, gestern in der Laeiszhalle, und sie kamen dort live & in Farbe deutlich nilsfrahmiger daher als auf dem Tonträger „The Gamble“. Wenn man die Augen etwas zukniff, den Blick auf die rechte Bühnenhälfte konzentrierte und außer Acht ließ, dass da weder „Una Corda“, noch das kleine Klavier, noch der Flügel und auch keine Klobürsten zu sehen waren, konnte man sich kurzfristig einbilden, im Zeitsprung 9 bzw. 12 Monate zurück wieder auf Kampnagel zu sein. Was durchaus großartig war; wenn auch etwas herausfordernd, aus emotionalen Gründen. Aber das ist ein anderes Thema.

Jedenfalls: Nils Frahm mit Groove, das geht hervorragend. Entscheidenden Anteil daran hatte Gastmusiker Andrea Belfi, der mir gelegentlich gern auch in anderen musikalischen Zusammenhängen wieder begegnen darf.

Wie immer ganz furchtbar und ein Abzug in der B-Note: die Luft in der voll besetzten Laeiszhalle nach einem sonnigen Tag. Das hätte mich beinahe die Zugabe (mit Martyn Heyne) gekostet. Schlimme Sache, die war nämlich ganz besonders phantastisch.

Vielen Dank übrigens an die „Quatschmacher“ am Mikro, das vor der Orgel stand. Ich sah nämlich auf der Bühne zwar den weiß verkleideten Spieltisch, suchte aber vergebens die zugehörigen Pfeifen von „Maus Hahn Petersohn“ und begriff zuerst gar nicht, wo der Fehler im Bild war…

„Liebe für alle – Vol. 3“ & In Concert: Svavar Knútur in der warenwirtschaft

„Liebe für alle – Vol. 3“, so lautete der Titel der sehr empfehlenswerten Veranstaltung vorgestern im Grünen Jäger. Tatsächlich gab es Liebe für alle und jeden, in unterschiedlichen Spielarten und Darbietungsformen. Ich mochte besonders die Bestsellervorschau von Anselm Neft und die Liebes-/Männergeschichte von Katrin Seddig ohne Happy End. Wobei das weniger ein Nicht-Happy End, sondern vielmehr ein Cliffhanger war. Außerdem überlege ich immer noch, wo ich Tilman Birr vorher schon einmal gesehen haben könnte. Schöner Abschlusssong übrigens.

„Liebe für alle“ könnte auch als Überschrift über dem gestrigen Konzert von Svavar Knútur in der warenwirtschaft gestanden haben. Konkreter: Musik (& Liebe) für alle und mit allen, dazu eine winzige Prise Gütersloh-Bashing, aus Gründen – ganz hervorragend, wir verstehen uns. Den Mann live zu erleben wird nicht langweilig und ist wärmstens all denen zu empfehlen, die das Etikett „Icelandic Troubadour“ nicht abschreckt.

Record Store Day

Schallschale
Schallschale

Dass ich ausgerechnet am Record Store Day meine bei Lockengelöt beauftragte Schallschale abholte und mein „das würde ich mir nicht mehr anhören, selbst wenn ich es als CD hätte“-Altvinyl dort hin spendete, war vermutlich nicht ganz im Sinne des Erfinders.

About Songs & Books
About Songs & Books

Aber ich weilte anschließend noch ein Stündchen bei About Songs & Books und habe dort das Konzert von Megan Lane genossen. Daher sollte das Konto soweit ausgeglichen sein.

Hattrick

Und so ergab es sich also, dass per Stand heute Tickets an meiner Küchenpinnwand hängen für

  1. Nils Frahm mit Nonkeen in der Laeiszhalle (5. 5.),
  2. Ólafur Arnalds mit Kiasmos im Uebel & Gefährlich (13. 5.),
  3. Nils Frahm & Ólafur Arnalds im Musée du Louvre (29. 5.).
Une nuit sous la Pyramide
Une nuit sous la Pyramide

That escalated quickly.

In Concert: Federico Albanese im resonanzraum

Fabrizio Paterlini (1) ist quasi der kleine Bruder von Ludovico Einaudi (2)“, sagte mal jemand in meinem Beisein, der sehr viel Musik hört. Der Vergleich ist durchaus zulässig, auch wenn er hinkt. Federico Albanese (3) ist zumindest verwandt. Man könnte über dieses Dreigestirn beispielsweise sagen, dass (1) minimalistischer als (2) ist – und zwar nicht im Sinne des gleichnamigen Musikstils -, während (3) tatsächlich ein wenig Richtung Philip Glass tendiert. Man könnte diese ganze Vergleicherei aber auch einfach lassen. Und die Musik genießen.

„Blue Hour“, was für ein passender Name für das aktuelle Album. Auf Lamberts präpariertem Flügel klang es zauberhaft, aber auch die Originalversion überzeugte. Ein Cello dazu wäre schön gewesen. Beim nächsten Mal vielleicht.

resonanzraum
resonanzraum

Apropos „Cello“ und „nächstes Mal“: Wie genial ist denn bitte der resonanzraum? Der sieht mich wieder; das steht fest.

In Concert: Svavar Knútur in der Hasenschaukel

Svavar Knútur möchte kein Hype sein und wir möchten nicht, dass Svavar Knútur ein Hype wird. Soweit, so einverstanden. Aber wenn die Pony Bar schon zu klein war für ihn, so ist es die Hasenschaukel definitiv.

Ob es vielleicht doch mal eine viertel bis halbe Nummer größer geht? Damit wir nicht stehen müssen wie die Sardinen und eine Chance haben auf ein Bier (oder auch nur auf einen Toilettengang), ohne dreißig Leute umzukegeln? Hätte was. Andererseits: Ein größeres Kompliment kann ich einem Künstler nicht machen. Nämlich dazubleiben, obwohl es so voll ist, dass alle meine Sensoren rot schießen.

Þađ var frábært, Svavar Knútur. Wir sehen uns.

In Concert: Ludovico Einaudi und Ensemble in der Laeiszhalle

Die 1. Reihe in der 1. Loge des 2. Ranges der Laeiszhalle entpuppte sich heute wider Erwarten als perfekter Platz. Von dort aus sieht man die Bühne aus der Art Vogelperspektive, wie man sie aus Musikvideos kennt. Nur die Zoomstufe hätte etwas größer sein können. Sowieso, denn von der Höhe her ist das meine Schmerzgrenze. Ludovico Einaudi war zudem dankenswerterweise mit dem Rücken zum Publikum am Flügel positioniert und dann sitzt man dort sogar noch hinter den Boxen. Man hört die Musik also ungefähr so, wie auch die Musiker sie hören.

Signor Einaudi und sein Ensemble starteten verhalten. Aber spätestens bei der Solostrecke wusste ich wieder, warum ich fast 60 Euro für das Ticket in luftiger Höhe bezahlt und ca. 6 Monate vor dem Konzerttermin damit gerade eben den letzten Platz ergattert hatte, von dem aus man die Bühne noch einigermaßen einsehen konnte. „Nuvole Bianche“ motte ich hiermit ein. Ich werde das Stück nie wieder spielen können, ohne die Version im Kopf zu haben, die ich heute gehört habe. Ich kann das so nicht einmal ansatzweise reproduzieren. Das muss ich gar nicht erst versuchen, da kenne ich mein Limit.

Zu meiner Überraschung lernte ich heute außerdem zwei mir bis dato komplett unbekannte Musikinstrumente kennen: Eine Metallplatte, die, in einen Wasserbehälter getaucht, mit einem Schlägel geschlagen wird und ein Objekt, das wie ein schräg abgesägter Vogelkäfig mit Mittelstange aussah, mit einem Bogen gespielt wurde und ebenfalls Wasser enthielt. Keine Ahnung, wie die Dinger heißen. Eine Umfrage in Reihe 1 der Loge 1 brachte kein Ergebnis; wir hatten alle die gleichen Fragezeichen im Gesicht.

Eine andere Geschichte ist, warum ich beinahe mit einer Bohrmaschine unterm Arm zum Konzert gekommen wäre. Mir schien das unangemessen, weswegen ich es dann doch nicht tat. Das wäre nicht nötig gewesen: Auf der Bühne gab es nämlich außerdem noch eine (singende) Säge.