Pyjamaparty!

Die Menschen hinter der Facebookseite der Elbphilharmonie haben übrigens überraschend wohlwollend auf meine lustige Übernachtungsvision reagiert und wollen das Ganze als Vorschlag weiterleiten.

Falls also im Programm der nächsten oder übernächsten Saison eine Pyjamaparty auftauchen sollte: meine Schuld!

Spot the Fensterputzers
Spot the Fensterputzers

In Concert: Angel Olsen auf Kampnagel

Angel Olsen entdeckte ich durch ihr aktuelles Album, „MY WOMAN“. Das lief bei Rough Trade East im September als Album des Monats, daher betrachte ich das gestrige Konzert in der kmh auf Kampnagel auch als nachträgliches London-Souvenir.

Musikalisch war das sehr ordentlich, aber besondere Live-Momente gab es nicht. Dazu kam, dass mir das betont lässige Gehabe der Dame auf der Bühne nicht sonderlich sympathisch war. Dennoch wage ich die Prognose, dass der Saal bei ihrem nächsten Auftritt in Hamburg um einiges größer und das Ticket entsprechend teurer sein wird.

Vielleicht bin ich dann auch wieder dabei. Das entscheide ich nach Tagesform.

If I were a rich girl

Nachdem die Firma Steinway & Sons Hamburg mir unlängst beim „Hamburger Pianosommer“ per Gewinnspielteilnahme erfolgreich die E-Mail-Adresse entlockte, folgte ich heute einer Veranstaltungseinladung an den Rondenbarg – aus reiner Neugier, wie ich gerne zugebe.

Abgesehen davon, dass der Abend musikalisch ganz wundervoll war – es spielten Hilmar Jacobs, Karsten Flohr und Bernd Klosterfreund als J-F-K „The Autumn Leaves“ – fühlte ich mich schon durch den Einladungstext gut unterhalten, war in diesem doch als Unkostenbeitrag die stolze Zahl von 15.000,00 (statt 15,00) Euro zu lesen. Das habe, so die sehr nette Dame bei der telefonischen Anmeldung, zu nicht wenigen amüsierten Reaktionen geführt. Erst nach Beenden des Gesprächs fiel mir auf, dass mein launig gemeinter Satz „Ich wollte den Flügel ja nicht kaufen!“ exakt an dieser Stelle eventuell etwas deplatziert war.

Wobei man, auf die Flügel bezogen, mit der Summe bei Steinway & Sons nicht sonderlich weit kommt – hier bitte ein mattes Ächzen einsetzen.

Und noch einmal: „If I were a rich girl…“

In Concert: Erased Tapes Records im resonanzraum

Ich bin kein Fan des Reeperbahn Festivals und werde es wohl auch nicht, denn dieses Prinzip des Location-Hoppings auf gut Glück, immer mit der Gefahr, gerade das nicht sehen/hören zu können, was man unbedingt sehen/hören wollte, ist mir zu stressig. Das Elbjazz funktioniert zwar ähnlich, aber da habe ich bisher noch immer unverhoffte Freude an parallel laufenden Acts gefunden. Was an der Reeperbahn für mich schwieriger ist, der dort präsentierten Musikstile wegen.

Jedenfalls, ich wäre ohne den Labelabend „Reeperbahn Festival im resonanzraum mit Erased Tapes“ wohl nicht auf die Idee gekommen, mir ein Tagesticket zu kaufen. Aber IMMIX ENSEMBLE & Vessel, Masayoshi Fujita, Douglas Dare (mit Fabian Prynn und EERA) und Rival Consoles, moderiert von Labelgründer Robert Raths, auf einen Schlag, und quasi bis vor die eigene Haustür (OK, rund 6km Luftlinie) geliefert? Ja, bitte!

Während Immix (ohne Ensemble) & Vessel mich als Duo nicht überzeugen konnten, war ich sehr begeistert von den Auftritten von Masayoshi Fujita und Rival Consoles, und selbst wenn man mit Douglas Dare mal musikalisch nicht auf einer Wellenlänge liegt, so kann zumindest immer noch das extrovertierte Spiel von Schlagzeuger und Perkussionist Fabian Prynn bewundert werden.

Was mich dabei zunehmend fasziniert ist der Blick hinter die Kulissen, der sich bei solchen Abenden in kleinen Räumen auftut. Nach drei Veranstaltungen in London und der gestern Abend im Medienbunker bekommen die Menschen hinter dem Geschehen ein Gesicht, das meinen Eindruck aus Newslettern, Instagram-Schüssen, Tweets und Facebook-Postings komplettiert – und dankenswerterweise nicht widerlegt.

Allerdings, ab jetzt sollte ich meine Neugier vielleicht bezähmen. Am Ende schwindet noch die Magie und das wäre außerordentlich schade.

Abschließend nochmals ein Lob an den resonanzraum, der erneut unter Beweis gestellt hat, dass zarte Vibraphontöne dort ebenso gut aufgehoben sind wie deutlich weniger zarte elektronische Beats!

London (Part II): Tag 6

The Sky Garden, Leadenhall Market, Old Spitalfields Market, Rough Trade East und die BBC Proms in der Royal Albert Hall.

20 Fenchurch Street...
20 Fenchurch Street…
... The Sky Garden
… The Sky Garden

Eigentlich war ich durch mit der City, aber ich hatte den Besuch im „Sky Garden“ von 20 Fenchurch Street fest vorgebucht, auf mehrfache Empfehlung hin. Ihr hattet alle recht: sensationell und für lau! Nur rechtzeitig reservieren muss man.

Diagon Alley (Winkelgasse)
Diagon Alley (Winkelgasse)

Als Nebeneffekt konnte auf dem Fußweg von dort Richtung Spitalsfield die City in Wochentagsaktion erleben: ein völlig anderes Bild. Außerdem entdeckte ich den Leadenhall Market, der mich ein bisschen an den „Victorian Walk“ im Museum of London erinnerte. Ich fühlte mich fast wie in einer Filmkulisse. Wie ich später erfuhr, stand ich tatsächlich in einer: Stichwort Harry Potter.

Old Spitalsfield Market
Old Spitalsfield Market
Street Art
Street Art

In Spitalsfield stolperte ich dann noch über Rough Trade East. Das entschädigte mich mehr als reichlich dafür, dass ich das irgendwo in der Nähe gelegene und auf meiner Karte eingezeichnete Museum of Happiness partout nicht finden konnte.

Royal Albert Hall
Royal Albert Hall
BBC Proms
BBC Proms

Über den Besuch des Prom 70-Konzerts (Daniel Barenboim und die Staatskapelle Berlin, Mozart & Bruckner) in der Royal Albert Hall am Abend und die „Grand Public Tour“ zuvor könnte ich jetzt noch einen halben Roman schreiben. Mach ich vielleicht auch mal irgendwann.

In Concert: Rival Consoles im Rich Mix

Ein Nachtrag noch zu Tag 3: Rival Consoles präsentierte gestern Abend im Rich Mix seine neue EP, „Night Melodies“. Das war großartig, wenn der Auftritt selbst auch etwas kurz ausfiel, und ich hatte von der Gallery den perfekten Blick sowohl auf die Bühne als auch auf das Publikum.

Einen Vorteil hatte der frühe Schluss gegen elf: Ich hatte noch reichlich Zeit*) für einen Besuch bei Beigel Bake um die Ecke. Wenn so ein Laden im Reiseführer steht, reizt das ja meine Neugier und was soll ich sagen: Es lohnt sich!


*) Merke: die „London Overground“ ist keine Night Tube.

In Concert: „Hamburger Pianosommer“ in der Staatsoper Hamburg

Was passiert, wenn Joja Wendt, Axel Zwingenberger, Martin Tingvall und Sebastian Knauer zum „Hamburger Pianosommer“ in die Staatsoper Hamburg einladen?

Vier grandiose Mini-Sets unterschiedlicher Stilrichtungen, diverse Duette sowie musikalische Staffelläufe, von denen einer in einem achthändigen Boogie Woogie nach Rachmaninoff auf zwei Konzertflügeln mündete. Sowas glaubt man ja auch erst, wenn man es sieht und hört.

Das war eine äußerst gelungene, hochklassige und sehr unterhaltsame Werbeveranstaltung für Steinway & Sons! Wobei das Product Placement, nun ja, die Viecher stehen eh überall in der Welt immer dann auf den Bühnen, wenn es darauf ankommt. Von daher: passt schon, gerne wieder!

In Concert: HafenCity Open-Air

Ich packte meinen wasserdichten Rucksack und hinein kam: ein Schwamm, ein wetterfestes Sitzkissen, eine Fleecejacke, eine Regenhose, eine Regenjacke und ein Südwester*). Preisfrage: welches Konzert? Richtig, das HafenCity Open-Air mit Sol Gabetta, dem NDR Elbphilharmonie Orchester und Krzysztof Urbánski!

Optisch, künstlerisch & organisatorisch war das heute Abend ein Hochgenuss. Von der Akustik her war’s dagegen leider etwas schwierig – zumindest von meinem Platz aus, ganz am linken Rand der Tribüne. Denn während Möwengekreisch und dezente Hafengeräusche sehr gut zu Bild & Ton passten, trieb mir die ungerührt auch während der leisen Töne weiter schnatternde Dame am benachbarten Getränkestand, garniert von Münzgeschepper und lautem Türenschlagen, zwischenzeitlich ordentlich den Puls in die Höhe. Aber sei’s drum, ich werde mir den Schostakowitsch einfach nachträglich in Ruhe ein zweites Mal bei ARTE Concert anhören. Im Anschluß, nämlich bei Dvořáks neunter Sinfonie, traten die Nebengeräusche dankenswerterweise komplett in den Hintergrund.

Ach ja, das mit den hervorragenden Beziehungen zu den Wettergöttern üben wir dann im nächsten Jahr nochmal, ne, NDR?


*) Der Südwester hat seine Konzerttauglichkeit erneut eindrucksvoll unter Beweis gestellt: Wind aus, Regen aus; Ohren frei!

In Concert: Nils Frahm & Company im Barbican Centre

„Yes, there will be some surprises. But I can’t talk about it because she won’t be there!“

Als feststand, daß ich am fraglichen Wochenende in London sein würde, war „Possibly Colliding, Session One: Nils Frahm & Company“ bereits ausverkauft und als ich dann auf der Launch Party für „Sheets Zwei“ vorsichtig anfragte, war die Gästeliste lange geschlossen. „Vielleicht über Facebook…?“ Je nun, Versuch macht klug, und tatsächlich: Die Ticketfee hieß Jack und ich weiß jetzt, was man unter „Face value“ versteht.

Ich werde nämlichem Jack noch lange dankbar sein, denn was da gestern abend in der Hall des Barbican Centre passierte, kann man noch am ehesten mit dem Ausdruck „not to be missed“ umschreiben. Über drei Stunden und mit Unterstützung von Anne Müller, Nonkeen (mit Andrea Belfi), dem von Kieran Brunt zusammengestellten und geleiteten Vokalensemble Shards und stargaze gab Nils Frahm alles – „a most ambitious concert“ indeed.

Es wird, so war es zuvor angekündigt, das letzte Konzert auf unbestimmte Zeit gewesen sein. Das kommt mir zugegebenermaßen nicht ganz ungelegen, denn nach Paris und London muß auch ich jetzt erstmal tief Luft holen.

Dennoch, die Frage „Wie ist das noch zu toppen?“ stellt sich nicht. Nils Frahm gehört zu jenen, bei denen man sicher sein kann: Es wird ihm etwas einfallen.