Ich kann mich noch gut erinnern, wie sehr ich vor gut zehn Jahren schmunzeln musste, als ich in meinem ersten Hamburger Mietvertrag den Satz: „Es ist verboten, Möwen zu füttern“ las; wurden doch bei den Binnen-Standardmietverträgen an dieser Stelle stets ausschließlich Tauben gelistet. „Die weißen Tauben sind Möwen“, dachte ich seinerzeit amüsiert, „du ziehst nach Hamburg. Eindeutig.“
Wie sehr Verbote regional abweichen können zeigen meine beiden auf der Reise entdeckten Lieblingsschilder – mit Texten, die es so in Hamburg (noch?) nicht zu lesen gibt.
Das Vancouver Aquarium betreibt ein Projekt namens „Ocean Wise“, welches Fisch und Fischprodukte aus nachhaltiger Fischerei klassifiziert – und zwar wirklich & wahrhaftig nachhaltiger Fischerei, nicht so etwas Halbherziges wie beispielsweise die Kriterien des auch in Deutschland verbreiteten MSC-Siegels. Viele Restaurants, Bistros und Fischfachgeschäfte in Vancouver und anderen Teilen des Landes sind mittlerweile angeschlossen. Man kann somit bedenkenlos jedes Fischgericht essen, das das Label „Ocean Wise“ trägt.
Eines der teilnehmenden Geschäfte ist „The Fish Counter“ auf der Main Street in Vancouver. Der Laden ist schlicht zum Niederknien. Man möchte die kleine Bistrokarte rauf- & runteressen und außerdem Sämtliches kaufen, was an frischen Fisch, hausgemachten Saucen und sonstigen Spezereien in der Theke und den Regalen liegt. Und wenn eine Sorte Fisch dabei ist, bei der du nicht weißt, wie man sie am besten zubereitet, dann erzählen sie es dir. Großartig.
Nun ist die Stadt aber auch, so lernte ich im Museum of Vancouver, eine (ehemalige) Hippie-Metropole. Greenpeace wurde hier gegründet und man muss quasi schon aus Tradition immer damit rechnen, dass irgendwo gegen irgendwas protestiert wird.
Zugegeben, wer strikt dagegen ist, dass Tiere getötet werden, den wird auch das „Ocean Wise“-Programm nicht überzeugen können. But „The Fish Counter“, of all places? Eines der ökologisch korrektesten Fischfachgeschäfte der Stadt? Seriously, protesters? Gibt es da wirklich keine wichtigeren Feinde?
Der Zeiss-Projektor des H.R. MacMillan Space Centre heißt „Harold“ und ist seit 2013 in Rente. Es wird inzwischen rein digital projiziert, was eher so eine mittelprächtige Idee ist. Aber schöne Musikauswahl, ich erkannte ein Stück aus „American Beauty“ von Thomas Newman und weitere Filmmusik.
Die Lasershows im Planetarium des Centre wurden schon vor etwas mehr als drei Jahren eingestellt, unter anderem deswegen, weil zu viele Leute sich das Spektakel vorzugsweise unter Drogen reinziehen wollten. Ein interessanter Ansatz, wenn auch vermutlich keine sehr gute Idee zur Erschließung neuer Zielgruppen für das Planetarium Hamburg. Ähem.
Jedenfalls: Sehr schade, denn ich hätte mir „Dark Side of the Moon“ gerne in der Vancouver-Version angesehen.
Man nehme das letzte Licht eines lauen Sommerabends, den Hangar 7 der Lufthansa Technik, Basis Hamburg, mit zwei effektvoll angeleuchteten Flugzeugen, davon eines eine Regierungsmaschine; dazu die besondere Akustik dieser Halle, während im Hintergrund des Konzerts mit verblüffend leisem Grollen vereinzelt Maschinen in den Sonnenuntergang starten: Voilà, das ist das Schleswig-Holstein Musik Festival zu Gast in Fuhlsbüttel.
Der Vivaldi zu Beginn hat mir allerdings trotz der vorteilhaften Atmosphäre nicht so gut gefallen. Er kam mir zu verspielt daher und mal abgesehen davon, dass die Spielart nicht nach meinem Geschmack war, hätte ein wenig mehr Purismus auch objektiv gesehen dem Konzept des Abends besser getan. Denn es standen ja nicht nur die „Vier Jahreszeiten“ auf dem Programm, sondern auch die „Recomposed“-Version von Max Richter.
Zu dieser sage ich hingegen nur: Ja. Ja! Dreimal: Ja. An mein Herz, Daniel Hope & l’arte del mondo. Ich habe zu danken.
Gestern Abend, das war irgendwas mit Familie, Italien, einem Eisbären und dem Glück in zwei Sprachen; mit Pink Floyd, Pizza und Roséwein; dem Hinterzimmer des „Pfau“, einem großen Kronleuchter und Rauchgeschenken ans Publikum.
Und mit „Ne me quitte pas“.
Es wird sich noch herausstellen, was davon bleibt.
Ja, ich weiß: Es kommt noch eine „Voyage Abstrait Deluxe“ (am 31. 7.), aber eben keine reguläre mehr. Und deswegen kommt das hier jetzt schon.
Als ich irgendwann Ende 2006 zum ersten Mal im Vorraum zum Sternensaal des Planetariums stand und das Deckengemälde sah, hatte ich schlagartig dieses Zitat im Kopf: „… und er war auf dem feurigen Schwanz eines Kometen geritten“. Ich wusste, dass es aus einem meiner Lieblingsbücher aus Kindertagen stammt. Es fiel mir nur partout nicht ein, aus welchem und ich vergaß die Sache bald darauf wieder.
Ende 2013 – übrigens das Jahr des Klavier-„Klicks“, Stichwort interstellarer Raum – erreichte mich aus Kanada und über eine längst vergessene Mailingliste der Aufruf, ich möge mich doch am „The Dark is Rising 40th Anniversary Readathon“ beteiligen. Also nahm ich zum ersten Mal seit jahren wieder die „Wintersonnenwende“ („The Dark is Rising“) von Susan Cooper in die Hand. Kein Buch habe ich als Kind mehr geliebt und keines so oft gelesen – und da war es dann:
(…) and the patterns of the stars made themselves known to him, both like and unlike the shapes and powers attributed to them by men long ago.
The Herdsman passed, nodding, the bright star Arcturus at his knee; the Bull roared by, bearing the great sun Aldebaran and the small group of the Pleiades singing in small melodic voices, like no voices he had ever heard. (…)
And when he was done, he knew every star in the heavens, both by name and as charted astronomical points, and again as something much more than either; and he knew every spell of the sun and moon; he knew the mystery of Uranus and the despair of Mercury, and he had ridden on a comet’s tail.