Auswärtsspiel

Und wieder einmal war ich in München, in der Hauptsache zwar aus dienstlichen Gründen, aber meine tägliche Sollarbeitszeit beträgt 7,8 Stunden und schließlich sind da ja auch noch die Abende. Letztes Jahr lernte ich dank Nils Frahm den Gasteig kennen, in diesem Jahr führte mich die Eventrecherche zunächst in eines der Meisterkonzerte im Max-Joseph-Saal der Residenz München. Dargeboten wurde ein Programm mit Stücken von Vivaldi, Mozart, Strauß, Corelli und Tschaikowski und ich weiß nicht ganz genau warum, aber es hat mich so überhaupt gar nicht vom Hocker gerissen. Zwei Ausnahmen: Das mozärtliche Oboenkonzert in C-Dur (KV 314), was hauptsächlich an dem extrem großartigen Solooboisten Giovanni de Angeli lag und das Weihnachtskonzert von Corelli, dessen 3. Satz mich stets an die Patrick O’Brian-Adaption „Master and Commander: The Far Side of the World“ mit Russell Crowe und Paul Bettany erinnert – der Soundtrack enthält nämlich eine Kurzversion des Stücks.

Insgesamt verließ ich also ein wenig ernüchtert den bekronleuchterten Prunksaal, um anschließend auf dem Weg zur S-Bahn am Marienplatz auf Konnexion Balkon zu stoßen. Die Truppe bezeichnet sich wenig bescheiden als „The World’s Best Street Band“ und zugegeben, so ganz ist das nicht von der Hand zu weisen.

Tags drauf verschlug es mich in die Katakomben des Lindwurmhofs, in dem das Strom untergebracht ist. Dort versprachen Árstíðir ein „A Special Holiday Event“ und genau das war es auch: Ein phantastisches Konzert mit sehr gutem Sound, was bei den akustischen und A capella-Arrangements nicht weniger als spielentscheidend war. Dank der Vorbildung durch Svavar Knútur konnte ich die beiden Weihnachtslieder jenseits des bandeigenen Repertoires – „Jólin alls staðar“ und „Hin fyrstu jól“ – zumindest unfallfrei mitsummen. Am Text werde ich wohl noch etwas arbeiten müssen.