Da wollte ich mir nun doch auch einmal den neuen Chefdirigenten der Hamburger Symphoniker in Ausübung seiner neuen Funktion anschauen. Wobei ich Sylvain Cambreling schon einmal vor den Symphonikern erlebt hatte, und zwar in der öffentlichen Generalprobe zum 2. Symphoniekonzert „Le Double“, Anfang Oktober 2017. Der Auftritt erzeugte bei mir Spontansympathie schon deshalb, weil Cambreling sich nicht zu fein dafür war, das spärlich vorhandene Publikum während der Probe anzusprechen. Ich erinnere mich außerdem noch sehr gut an den sensationellen Solisten (das war Andrei Ioniță am Cello) und an Claude Debussys „La Mer“ (mit Debussy kriegt man mich ja immer).
Da schien schon damals die Chemie zu stimmen, sowohl zwischen Orchester und Dirigent, als auch zwischen diesen und dem Publikum. Dieser Eindruck bestätigte sich bei meinem Besuch in der Laeiszhalle in der letzten Woche voll und ganz. Die erste Programmhälfte, französisch und opernlastig, hat mir dabei besser gefallen als Schumanns „Rheinische“, aber das schlage ich zum größten Teil meinem Geschmack und meiner Tagesform zu. Davon abgesehen war es schon schön, die „Rheinische“ zur Abwechslung mal in voller Länge gehört zu haben. Als (Nordrhein-)Westfälin ist mir vor allem der Auszug bekannt, der seit gefühlten Urzeiten als Titelmelodie der WDR-Sendung „Hier und Heute“ dient.
So begeistert war ich, dass mich selbst die schräg hinter mir in vernehmlicher Lautstärke geflüsterten Kommentare zum Geschehen nicht irritieren konnten. Immerhin beschränkte sich der Herr im fortgeschrittenen Alter auf musikalisch Relevantes, wie beispielsweise unmittelbar nach Verklingen des letzten Tons der Suite aus „Pelléas et Melisande“: „Das war’s! Pelléas ist tot!“ Wobei das Stück „Mort de Mélisande“ heißt, aber so genau muss man es in diesem Fall nicht nehmen – am Ende des Stücks sterben nämlich beide.
Der Zusammenarbeit zwischen Sylvain Cambreling und den Hamburger Symphonikern sei dagegen ein langes Leben beschert. Der Mann ist ein sehr guter Fang!