Die 1. Reihe in der 1. Loge des 2. Ranges der Laeiszhalle entpuppte sich heute wider Erwarten als perfekter Platz. Von dort aus sieht man die Bühne aus der Art Vogelperspektive, wie man sie aus Musikvideos kennt. Nur die Zoomstufe hätte etwas größer sein können. Sowieso, denn von der Höhe her ist das meine Schmerzgrenze. Ludovico Einaudi war zudem dankenswerterweise mit dem Rücken zum Publikum am Flügel positioniert und dann sitzt man dort sogar noch hinter den Boxen. Man hört die Musik also ungefähr so, wie auch die Musiker sie hören.
Signor Einaudi und sein Ensemble starteten verhalten. Aber spätestens bei der Solostrecke wusste ich wieder, warum ich fast 60 Euro für das Ticket in luftiger Höhe bezahlt und ca. 6 Monate vor dem Konzerttermin damit gerade eben den letzten Platz ergattert hatte, von dem aus man die Bühne noch einigermaßen einsehen konnte. „Nuvole Bianche“ motte ich hiermit ein. Ich werde das Stück nie wieder spielen können, ohne die Version im Kopf zu haben, die ich heute gehört habe. Ich kann das so nicht einmal ansatzweise reproduzieren. Das muss ich gar nicht erst versuchen, da kenne ich mein Limit.
Zu meiner Überraschung lernte ich heute außerdem zwei mir bis dato komplett unbekannte Musikinstrumente kennen: Eine Metallplatte, die, in einen Wasserbehälter getaucht, mit einem Schlägel geschlagen wird und ein Objekt, das wie ein schräg abgesägter Vogelkäfig mit Mittelstange aussah, mit einem Bogen gespielt wurde und ebenfalls Wasser enthielt. Keine Ahnung, wie die Dinger heißen. Eine Umfrage in Reihe 1 der Loge 1 brachte kein Ergebnis; wir hatten alle die gleichen Fragezeichen im Gesicht.
Eine andere Geschichte ist, warum ich beinahe mit einer Bohrmaschine unterm Arm zum Konzert gekommen wäre. Mir schien das unangemessen, weswegen ich es dann doch nicht tat. Das wäre nicht nötig gewesen: Auf der Bühne gab es nämlich außerdem noch eine (singende) Säge.