Wenn ich meine 15km-Strecke laufe, bewege ich mich immer möglichst lange am Stadtpark, bevor ich Richtung Maria-Louisen-Straße und Außenalster abbiege.
Ich komme dann an einem Platz vorbei, der kaum diesen Namen verdient. Er ist unbefestigt und am Rande gelegen, ein paar Parkbänke und die verwitterte Sandsteinskulptur eines Eisbären von Hans Martin Ruwoldt stehen darauf herum. Ich musste eine Weile suchen, bis ich auf die Bezeichnung „Südring/Bouleplatz“ gestoßen bin.
Boulespieler habe ich dort noch nie gesehen. Aber vor meinem inneren Auge läuft eh ein ganz anderer Film ab, wenn ich diesen Ort passiere: Er erinnert mich an einen Platz in Berlin. Das ist mir unheimlich. Es gibt da nämlich keine einzige Gemeinsamkeit.
Der Berliner Resonanzort, so nenne ich ihn, liegt mitten in Mitte. Niemand käme auf die Idee, dort Boule spielen zu wollen. Es gibt auch keine Eisbärsandsteinskulptur, stattdessen einen Springbrunnen, drei Denkmäler und eine große, halbrunde Bank aus rotem, poliertem Granit. Das ist ein Stein, der sich gegen Ende eines heißen Sommertages anfühlt, als würde er von innen beheizt. Und an diese Wärme erinnere ich mich schlagartig jedes Mal, sobald ich mich dem namenlosen Bouleplatz am Hamburger Stadtpark auch nur bis auf Sichtweite nähere.
Ohne jetzt ins Detail gehen zu wollen: Ich schätze diese spezielle Resonanz nicht besonders. Sie trifft einen immer noch sehr wunden Punkt. Es kommt mir andererseits aber auch lächerlich vor, meine Laufstrecke deswegen zu ändern. Weil das alles bar jeder Logik ist. Zugegeben, das hier klingt nicht danach; aber ich gebe ansonsten viel auf Logik.
Dass ich zuletzt in Berlin war, ist nun anderthalb Jahre her. Übernächstes Wochenende fahre ich wieder hin. Vielleicht probiere ich dann aus, ob die Resonanz in beide Richtungen funktioniert. Vielleicht aber auch nicht. Wir werden sehen.